In Salzburg

Große Wohnnot ruft Wut und Verzweiflung hervor

Salzburg
05.08.2023 07:00

Über unfinanzierbare Eigenheime hat die „Krone“ berichtet. Der Schuh drückt in Salzburg aber auch bei Mieten, Kreditrückzahlungen, Betriebskosten! Auf Beratungsstellen gibt es wegen finanzieller Sorgen einen regelrechten Ansturm.

Ein 30-jähriger Single muss für eine Garconniere in der Stadt Salzburg statt 1000 Euro (Anfang 2022) ab 1. August 1700 Euro an Kredit zurückzahlen. Der variable Zinssatz ist in einem Jahr von 0,85 Prozent auf 5,0 hochgeschnellt. Er sei nicht in finanziellen Nöten, erzählt der Mann. „Aber die Zeiten sind vorbei, wo ich mir etwas auf die Seite legen kann!“

Herr W. unterschrieb in der Stadt Salzburg am 1. April 2020 einen neuen Mietvertrag. Einst zahlte er 520 Euro Mietzins, mit 1. August sind es bereits 606 Euro, also um 16,5 Prozent mehr. Dazu kommen 36 Monate, für die der Mann eine Indexnachzahlung erbringen muss. Jetzt wird es mit dem Geld richtig knapp.

Die Wohnungsnot belastet längst auch junge Erwerbstätige (Bild: Tomschi Peter)
Die Wohnungsnot belastet längst auch junge Erwerbstätige

Eine von der Mindestpension lebende Frau berichtete unter Tränen, sie hätte mit einem Schlag eine Energiekosten-Nachzahlung von 600 Euro tätigen sollen. Soviel habe die Dame jedoch nicht am Konto.

Und eine im Haushalt gut verdienende Jungfamilie musste nach Hauskauf im Salzburger Speckgürtel im Jahr 2021 nun eines der beiden Autos verkaufen. Gestiegene Kreditrate, höhere Benzinpreise, verteuerte Lebensmittel: Nur dank der 8000 Euro für den verkauften Zweitwagen könne man wieder ruhig schlafen. Vorerst mal.

Ansturm auf Beratungen wegen finanzieller Sorgen
All das sind Geschichten, die in Salzburg allerorts zu vernehmen sind. Bei Schuldnerberatungen, in Bankhäusern, bei Anlaufstellen für Konsumentenschutz und Co.: Sie alle erleben einen Ansturm von Anfragen und Hilferufe in Not geratener Menschen. In den meisten Fällen hat das mit der eigenen Wohnsituation zu tun.

„Die Menschen sind wirklich verzweifelt“, bestätigt Anna-Maria Riegel-Kilzer. Sie ist bei der Arbeiterkammer Abteilungsleiterin für Wohn- und Mietrecht. Leuten, erzählt sie, mache vor allem die Ungewissheit zu schaffen. Steigen die Zinsen weiter, wird das Leben noch mal teurer, kommt es zu einer Räumungsklage? Es sind Fragen, die Verzweiflung hervorrufen. Aber, wie bestürzte Anrufe in der „Krone“-Redaktion zeigen, auch immer häufiger Wut.

Aufgabe wird mit jedem Tag größer
Ein einzelner Tiefgaragenparkplatz für 125 Euro. Monatlich. Eine Leserin erzählte gestern von ihrer zermürbenden Wohnungssuche in Salzburg. Letztens hätte das Mietangebot endlich gepasst, bei jenem für den notwendigen Autoabstellplatz sei ihr dann aber der Kragen geplatzt. Sie hat abgesagt. Irgendwann, meint sie, werde sie eine Bleibe finden. Was aber bleiben wird, ist das Unverständnis für die Wohnungssituation im Bundesland. Das Gefühl, dass Politiker die klammen Wohnsorgen der Bürger immer noch nicht ernst genug nehmen würden. Der Eindruck, man würde allein im Regen stehen gelassen. Dabei wird die Aufgabe mit jedem Tag größer und prekärer, bei Kauf, Miete und Co. Abhilfe zu schaffen.

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