Wer redet wie viel? Die Parlamentarier werden auch daran gemessen. Die meisten Reden hält ein NEOS-Mandatar, die wenigsten einer von der ÖVP. Auch Straches Ex spricht nicht viel.
183 Parlamentarier bereichern das edle Hohe Haus am Wiener Ring. Nicht immer ist das Niveau des dort Gesagten dem Ambiente entsprechend. Und doch ist der Redeanteil eine Art sichtbarer Leistungsnachweis für die Abgeordneten. Schließlich impliziert er zumindest Engagement.
Doch wer wirft sich am meisten in die Rhetorikschlacht? Und welche Abgeordneten sind die mundfaulsten? Eine Berechnung der aktuellen Legislaturperiode ergibt: ÖVP-Politiker Axel Melchior ist mit 28 Beiträgen der Trägste. Zuletzt parlierte der frühere enge Vertraute von Ex-Kanzler Sebastian Kurz im Juli über das Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz.
Die „wilde“ Philippa gibt sich wortkarg
Unter den Wortkargen befindet sich auch die „wilde“ Abgeordnete Philippa Beck, Ex-Gattin des Ex-Vizekanzlers Heinz-Christian Strache. Sie kommt in vier Jahren auf lediglich 31 Beiträge. Themen: Von Tier- bis Frauen- und Kinderschutz. Dabei hätte sie pro Plenartag 20 Minuten Redezeit. Ein Vergleich: Martha Bißmann, nach dem Ausscheiden aus der Liste Pilz ebenfalls „wild“ unterwegs, brachte es in zwölf Monaten auf beachtliche 69 Reden.
Freilich gilt: Je größer eine Fraktion (das betrifft also vor allem die ÖVP), desto größer die Anzahl der möglichen Redner. Und viele nehmen auch an Ausschüssen und Sitzungen teil.
Kickl überraschendes Schlusslicht
Immerhin liegt Klubobmann August Wöginger gut im Rennen. Der streitlustige Oberösterreicher kommt auf 80 Beiträge, knapp hinter seiner grünen Weggefährtin Sigi Maurer. Der neue SPÖ-Klubchef Philip Kucher führt diese Liste an, freilich muss gesagt sein, dass er als Gesundheitssprecher in der Corona-Krise ein sehr gefragter Mann war.
Schlusslicht unter den Klubobleuten ist überraschend der rhetorisch versierte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Seine Reden sitzen stets, doch steht er vergleichsweise wenig oft auf. Zudem werden ihm wie zahlreichen anderen viele Fehlstunden attestiert.
Vier Pinke und vier Grüne in Top Ten
Unter den Unermüdlichen befinden sich aber auch zwei Blaue. Dagmar Belakowitsch belegt Platz zwei. Dies ist ihrem Beruf als Medizinerin, ihren Bereichen Soziales und Gesundheit und auch ihrer Neigung zur Attacke geschuldet. Unter den Top Ten befinden sich vier Pinke und vier Grüne, mit dem mitteilsamen Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter immerhin ein Roter.
Loacker weit voran, Beck eher zurückhaltend
Einsame Spitze unter den fleißigsten Rednern ist der Neos-Abgeordnete Gerald Loacker – 242! Der 49-jährige Vorarlberger hat ein breites Spektrum: Wirtschaft, Arbeit und Soziales. Er meldet sich bei Debatten regelmäßig mehrfach zu Wort und weicht Konflikten kaum aus.
Nicht alle gehen diesen Weg. Viele halten sich zurück. Nicht nur Philippa Beck. Auch wenig Schillernde, wie der gelernte Forstarbeiter Johann Höfinger. Er sitzt seit 2006 im Nationalrat. Reden hält er selten (siehe auch Grafik). Egal – beim Gehalt sind alle Abgeordneten gleich: 9375,70 Euro im Monat.
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