Die größte Lehrkräfte-Initiative der 2. Republik zeigt erste Erfolge: Engagierte Quereinsteiger berichten jetzt in der „Krone“ über ihre spannende Aufgabe, jungen Menschen Wissen zu vermitteln.
Es ist eine knifflige Aufgabe, die Martin Polaschek (ÖVP) als Bildungsminister zu lösen hat: Der eklatante Mangel an Pädagogen sorgt für Kopfzerbrechen. So startete mit einer Reihe von Initiativen wie KlasseJob oder Teach for Austria die größte Lehrkräfteoffensive der Zweiten Republik. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten.
Besonders gut kamen die Angebote für Quereinsteiger an. Die pensionierte Pharmamanagerin Rosemarie Havranek war eine der Ersten, die diese Chance nutzte. Die Biologin lehrt an der HTL in Mistelbach (NÖ). Auch Sabine Lasinger zählt zu den top engagierten Lehrerinnen. Die Molekularbiologin steht seit zwei Jahren an einer Mittelschule in Wien-Donaustadt vor den Schülern in der Klasse. Ihre Gegenstände sind Englisch, Biologie, Chemie, Physik, Informatik sowie digitale Bildung.
„Das Schönste ist der Austausch“
„Ich muss sagen, das Schönste an meinem Beruf ist der Austausch mit den Kindern“, schwärmt die Pädagogin. Sie ist selbst erstaunt, wie viel Bildung man in kurzer Zeit den Schülern vermitteln kann. Natürlich war vor allem der Anfang herausfordernd. Ihr ehrgeiziges Ziel: „Dass kein Schüler fragt, wofür er das Gelernte im späteren Leben braucht.“
In Oberösterreich hat Daniel Seimann den Weg in die Schule gefunden. Der Bauingenieur unterrichtet Englisch, Physik, Chemie und digitale Grundbildung an einer Mittelschule. „Ganz schön ist immer anzusehen, dass man über mehrere Stunden hinweg sieht, wie am Ende wirklich was bei den Schülern hängen geblieben ist“, sagt Seimann.
Es sind immer noch 200 Stellen unbesetzt
„Wir werden jede Unterrichtsstunde halten können“, gibt sich Minister Polaschek (siehe auch Video oben) optimistisch. Für die 7000 ausgeschriebenen Voll- und Teilzeitlehrstellen haben sich über 11.000 Personen gemeldet. Allerdings gebe es ein Ungleichgewicht bei manchen Gegenständen.
Insgesamt gab es 3285 Bewerbungen für Quereinsteiger-Zertifikate. Davon haben 1342 Akademiker eines erhalten. Bei aller Euphorie konnten nicht alle Posten besetzt werden. Lücken gibt es in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg sowie in Wien. Insgesamt fehlen 200 Pädagogen. So sind in Oberösterreich 46 Stellen in der Mittelschule und 28 in der Volksschule unbesetzt. Und in Wien fehlen 50 Volksschulpädagogen.
Milizoffiziere sollen es richten
Auf die Initiative „Klasse Job“ springt jetzt auch das heimische Bundesheer auf. „Dabei werden wir als Teil der Lehrkräfteoffensive auch unsere Milizsoldaten, unsere Militärmusiker, die ihren Dienst als Grundwehrdiener absolvieren, sowie Heeresleistungssportler aktiv von dieser Initiative informieren. Ansprechen wollen wir auch all jene Staatsbürger, die sich im Rahmen der Stellung für den Zivildienst entscheiden“, erklärt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Derzeit gibt es 32.000 Milizsoldaten.
Einer davon ist Hannes Pirker. Er freut sich schon auf diese neue Herausforderung. Der selbstständige Unternehmensberater und Milizsoldat ist Kommandant des Jägerbataillons Tirol und hat BWL, VWL und Politikwissenschaft studiert. Er will nun in Nebentätigkeit zusätzlich in der Variante von „KlasseJob - Berufung neben Beruf“ tätig werden.
Interessant ist das Angebot etwa für Heeresleistungssportler: Für sie bietet sich die Chance als Sportlehrer. Und Militärmusiker können als Musik-Pädagogen zum Einsatz kommen. Viele von ihnen haben eine Ausbildung an einem Konservatorium absolviert.
Die Vorteile für das Bildungs- wie auch das Verteidigungsressort liegen auf der Hand: „Zum einen können wir im Bereich des Lehrberufes helfen, den Fachkräftemangel zu reduzieren, und zum anderen können jene, die bereits beim Bundesheer tätig sind, als Multiplikatoren an Schulen tätig sein, indem sie ihre Expertise und das Wissen rund um die ,Umfassende Landesverteidigung‘ und das Österreichische Bundesheer den Bildungspädagogen näherbringen“, so Klaudia Tanner weiter.
Landesverteidigung in den Schulbüchern
Außerdem sind erstmals zwei Offiziere in die Schulbuchkommission eingebunden. Sie überprüfen die sachliche Richtigkeit, was etwa Landesverteidigung oder Bundesheer betrifft. Auch für Minister Polaschek steht fest, dass Militärwissen zum Unterricht gehört.
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