Tausende Evakuierungen
Schon vier Tote in Slowenien, Kroatien in Sorge
Die Lage in den überschwemmten Gebieten im Norden Slowenien sind am Samstag kritisch geblieben. Der slowenische Regierungschef Robert Golob sprach von der „größten Naturkatastrophe“ in der jüngeren Geschichte des Landes. Am Samstag haben die Überflutungen bereits ein weiteres Todesopfer gefordert. Zahlreiche Orte bleiben vorerst abgeschnitten, die Flutwelle erreichte auch den Süden. Entgegen erster Befürchtungen ist das Nachbarland Kroatien am Samstagabend zunächst von größeren Überschwemmungen bewohnter Gebiete verschont geblieben.
Nachdem bereits in den letzten Tagen drei Menschen bei den Fluten in Slowenien ums Leben gekommen waren - zwei Niederländer und eine Slowenin - haben die Überschwemmungen am Samstag ein weiteres Todesopfer gefordert. Am Ufer des Sava-Flusses in Ljubljana wurde ein Mann tot aufgefunden, wie die Polizei laut Medienberichten mitteilte. Er soll in der Nähe gelebt haben. Die Umstände weisen darauf hin, dass er durch die Flut getötet worden sei, hieß es.
Tausende Häuser bereits evakuiert
In den Überschwemmungsgebieten wurden die Evakuierungen am Samstag fortgesetzt. Eine genaue Zahl der Menschen, die in Sicherheit gebracht werden mussten, war zunächst nicht bekannt. Nach Angaben des Kommandanten des Katastrophenschutzes, Srečko Šestan, waren jedoch schon Tausende evakuiert worden. Eine großräumige Evakuierung stand am Nachmittag in der Gemeinde Jesenice an, wo ein Erdrutsch ein Dorf gefährdete. Als Vorsichtsmaßnahme werden die Bewohner von einem Dutzend Straßen die Nacht nicht in ihren Häusern verbringen dürfen.
„Der Schaden ist unvorstellbar, praktisch zwei Drittel des Landes sind betroffen“, sagte er. Die Schäden an Infrastruktur und Gebäuden werden auf mehr als 500 Millionen Euro eingeschätzt, die Ausrufung eines Ausnahmezustandes sei jedoch nicht notwendig, da das Katastrophenschutzsystem einwandfrei funktioniere. Auch die Hilfe aus den Nachbarländern sei von Bedeutung: „Es ist richtig, dass wir jene Hilfe, die wir brauchen können, annehmen, damit wir Slowenien so schnell wie möglich wieder auf die Beine stellen“, sagte der Premier.
Bilder der Überschwemmungen in Slowenien:
Abgeschnittenen Überschwemmungsgebiete würden aus der Luft versorgt. Die seit zwei Tagen isolierte Gemeinde Črna na Koroškem konnte mittlerweile von einem Militärhubschrauber mit 30 Soldaten am Bord erreicht werden. Mindestens fünf Niederländer gelten vorerst als vermisst, so das Außenministerium. Am Freitag waren zwei niederländische Männer im Alter von 50 und 20 Jahren ums Leben gekommen. Sie stammten aus Gouda und waren nach Medienberichten auf einer Bergwanderung beim Berg Veliki Draski. Über die genauen Umstände des Todes wurde nichts mitgeteilt.
Vereinzelt bereits Rettung von Menschen in Kroatien
Auch in Kroatien wurden bereits Vorbereitungen für Überschwemmungen getroffen - der Höhepunkt der Flut wurde für Samstagabend erwartet. Allerdings blieb das Land vorerst von größeren Wassermassen verschont. Eine Entwarnung gab es dennoch nicht. Im Norden des Landes, bei Varazdin und Karlovac, errichteten die Katastrophenschützer vorsichtshalber Dämme aus Sandsäcken.
Der Direktor des kroatischen Wasserwirtschaftsamts, Zoran Djurokovic, schloss trotz der Vorsichtsmaßnahmen kleinere Überschwemmungen nicht aus. Man leite derzeit große Wassermengen aus dem Fluss Save in den im Norden des Landes gelegenen Naturpark Lonjsko polje ab. „Man muss vorsichtig sein, denn es gibt viele Kilometer an Ufern, an denen es zu einem Zwischenfall kommen kann“, sagte er nach Angaben der Internet-Zeitung index.hr. In der Gemeinde Brdovec nahe Zagreb habe das Wasser etwa 50 Häuser erreicht. Betroffen ist teilweise auch die Adria-Küste. In Split mussten nach Sturm und Starkregen Fahrzeuge aus überschwemmten Straßen in Sicherheit gebracht und Keller ausgepumpt werden.
Autobahn A1 wieder offen
Die Autobahn A1 zwischen Ljubljana und Celje war am Samstagnachmittag wieder offen. Die wichtige Transitroute durch Slowenien in Richtung Graz bzw. Wien war seit Freitagvormittag unterbrochen gewesen. Viele lokale Straßen waren noch überschwemmt.
In den Überschwemmungsgebieten war die Lage besonders schlimm in Koroška. Muren gefährdeten zahlreiche Häuser, allein in Dravograd mussten am Freitag deswegen 150 Menschen evakuiert werden. Einige Ortschaften waren noch abgeschnitten. Rettungsaktionen setzten sich auch in den stark betroffenen Gemeinden Kamnik und Komenda, nördlich von Ljubjana, fort. In der Gegend wurden ebenfalls mehrere Brücken zerstört.
Die Lage in Celje, wo am Freitag rund 4000 Bewohner evakuiert wurden, hat sich die Lage verbessert, die Menschen könnten in ihre Häuser zurückkehren. Im Oberen Savinja-Tal bemühten sich die Rettungskräfte die abgeschnittene Ortschaften zu erreichen. Im Süden Sloweniens stieg der Sava-Fluss über die Ufer. Bei Brežice mussten in der Nacht aus dem Campingplatz von Terme Čatež rund 2000 Gäste evakuiert werden. Die Flutwelle wird in den nächsten Stunden in Kroatien erwartet.
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