Aus dem Nichts detonierte am Samstagvormittag eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg im Tiroler Bergsteigerdorf Vals (Bezirk Innsbruck-Land). Weitere Blindgänger, die jederzeit in die Luft gehen können, werden in dem Ort vermutet. In der rund 500-Seelen-Gemeinde geht die Angst um.
Zehn Mal zehn Meter breit, rund drei Meter tief: Einen Krater dieses Ausmaßes ließ Samstag gegen 8.45 Uhr die Explosion der Fliegerbombe in einer Wiese in dem Bergsteigerdorf zurück. Die Detonation in direkter Nähe zu Wohnhäusern im Bereich von Hausnummer 68 erfolgte ohne äußeres Zutun. Mit einem laut dem Valser Bürgermeister Klaus Ungerank „wahnsinnigen Knall“ wurden die Menschen erschreckt.
Verletzte gab es zum Glück nicht, es entstand auch kein größerer Sachschaden.
Es ist schon ein sehr komisches Gefühl, wenn man weiß, dass da wohl noch viel herumliegt, das theoretisch auch in die Luft fliegen kann.
Bürgermeister Klaus Ungerank
Bild: Christof Birbaumer
Bombenhagel auf Vals im Zweiten Weltkrieg
„Bei den Bewohnern lag gleich die Vermutung nahe, dass es sich um eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gehandelt haben könnte“, sagt Einsatzleiter Mario Gschirr von der Polizei Steinach. Wie Dorfchef Ungerank, der sich auf der Heimfahrt aus dem Urlaub befand, erklärte, seien im Zweiten Weltkrieg in diesem Bereich unzählige Bomben abgeworfen worden. Man wollte die in der Nähe verlaufende Bahnstrecke zerstören.
Diese Annahme stellte sich dann noch am Vormittag als richtig heraus, wie ein sprengstoffkundiger Experte der Tiroler Polizei feststellte.
250-Kilo-Bombe mit einem Langzeitzünder
Nach Auskunft eines Polizisten war eine rund 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe mit Langzeitzünder explodiert. Der Blindgänger schlummerte rund 80 Jahre in der Wiese und ging am Samstag unvermittelt hoch. „Salopp gesagt Materialermüdung beim Zünder und somit Selbstauslösung stellte die Ursache dar“, informierte der Polizist weiter. Eine mögliche Bewegung des Hangs durch den Regen habe sicher keine Rolle gespielt.
Ein Sprengstoffspürhund suchte in der Folge die komplette Wiese ab, um gefährliche, scharfkantige Metallsplitter zu entdecken. Gefunden hat er nichts, denn die Bombe wurde in tausend kleine Stücke zerrissen.
Weitere tickende Zeitbomben vermutet
In dem Bereich herrscht nun Sicherheit, die vermuteten weiteren Blindgänger in Nähe der Bahntrasse bleiben jedoch im wahrsten Sinn des Wortes tickende Zeitbomben. „Sie zu finden, ist praktisch unmöglich“, sagt Einsatzleiter Mario Gschirr. Metalldetektoren können sie wegen ihrer Tiefe im Boden nicht orten.
Weitere versteckte Blindgänger zu finden, ist fast unmöglich. Sie befinden sich zu tief im Boden.
Mario Gschirr, Einsatzleiter Polizei Steinach
Sorge auch wegen Bauarbeiten der ÖBB
In der Bevölkerung macht sich deshalb mehr als ein mulmiges Gefühl breit. Die Angst vor weiteren Explosionen geht nun um! Auch die ÖBB sind sensibilisiert, denn heute, Sonntag, beginnen Bauarbeiten an der Brennerstrecke.
Bemerkenswertes Detail des Zwischenfalls: Ein nur wenige Meter neben der Explosion befindliches Wohnhaus ist nach dem Krieg hier errichtet worden. Das alte Gebäude an anderer Stelle war von Fliegerbomben zerstört worden.
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