Die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte kommt nicht, wie erhofft, voran. Die Armee erobert etwa keine bedeutenden Gebiete zurück. Woran das liegt, schilderten jetzt vier hochrangige westliche Diplomaten.
Die russischen Streitkräfte hätten beispielsweise gleich mehrere Verteidigungslinien im Osten und Süden der Ukraine, sagte der demokratische Abgeordnete Mike Quigley zu CNN. Er traf sich kürzlich mit US-Kommandeurinnen und -kommandeuren, die ukrainische Panzertruppen ausbilden. Die Ausbildung an Panzern und anderen neuen Waffensystemen, die westliche Staaten geliefert haben, dauere manchmal nur acht Wochen. Es gebe Schwierigkeiten, die ukrainischen Streitkräfte in kombinierte mechanisierte Kampfeinheiten umzuwandeln.
Hohe Verluste
„Unsere Briefings sind ernüchternd. Wir werden an die Herausforderungen erinnert, vor denen sie stehen“, sagte Quigley. Die Ausbildung, die als unzureichend beschrieben wird, ist nur eine davon. Ein weiterer Grund für das Stocken der Offensive sind hohe Verluste. Einige Einheiten seien zurückgehalten worden, um sich neu zu gruppieren und die Verluste wieder zu verringern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begründete die bisher langsamen Fortschritte im Juli mit zu spät gelieferten fortschrittlichen Waffensystemen aus dem Westen.
„Wir hatten geplant, [die Gegenoffensive] im Frühjahr zu beginnen, aber wir haben es nicht getan. Denn ehrlich gesagt haben wir nicht genug Munition, Waffen und nicht genug gut ausgebildete Brigaden. Ich meine, richtig ausgebildet an diesen Waffen“, sagte er damals. Weitere Herausforderungen sind Minen und riesige Schützengräbensysteme.
Begrenztes Zeitfenster
Gleich mehrere Beamte sagten zu CNN, dass es nur ein begrenztes Zeitfenster gebe, um vorzurücken, nämlich den Sommer. Im Herbst würden sich die Wetter- und Kampfbedingungen voraussichtlich verschlechtern. Grundsätzlich zeigten sie sich aber zuversichtlich, dass die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten noch Fortschritte auf dem Schlachtfeld erzielen können. „Wir alle wissen, dass dies schwieriger und langsamer geht, als es irgendjemandem lieb ist - einschließlich der Ukrainer -, aber wir glauben immer noch, dass es Zeit und Raum für sie gibt, um Fortschritte zu machen“, sagte ein hochrangiger US-Beamter.
Gründe für Angriffe auf russischem Territorium
Ein Diplomat gab jedoch zu bedenken, dass es extrem unwahrscheinlich sei, dass diese Fortschritte das Gleichgewicht des Kriegs noch verändern könnten. In anderen Worten: Die russischen Streitkräfte kommen vergleichsweise besser voran. „Der Mangel an Fortschritten vor Ort ist einer der Gründe, warum die ukrainischen Streitkräfte häufiger auf russischem Territorium zuschlagen, um zu versuchen, die russische Verwundbarkeit zu zeigen“, sagte ein US-Militärbeamter gar. Die Gesprächspartner sollen Zugang zu den neuesten Geheimdienstinformationen haben.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.