Für sieben der acht Geschworenen stand zweifellos fest: Eine 20-Jährige hat ihren sieben Wochen alten Sohn durch Schütteln getötet. Und auch der Vater ist schuldig. Weil er tatenlos zugesehen hat. Sie soll jetzt 16 Jahre im Gefängnis absitzen, er zwölf Jahre. Die Urteile aus Salzburg sind nicht rechtskräftig.
Bereits um 9 Uhr morgens hatten sich die Geschworenen zur Beratung zurückgezogen. Erst am späten Nachmittag stand die Entscheidung fest: Die 20-jährige Salzburgerin hat ihr eigenes, erst sieben Wochen altes Kind getötet, entschieden die Laienrichter mit sieben zu einer Stimme auf Mord. Und auch den Vater, einen 25-jährigen Salzburger, erkannten sie schuldig: Weil er zugeschaut und nicht eingegriffen hatte, als die psychisch kranke 20-Jährige ihr Baby aus dem Gitterbett nahm und zu Tode schüttelte. Die 20-Jährige erhielt neben 16 Jahren Haft auch die Einweisung in eine geschlossene Nervenklinik. Der 25-Jährige bekam 12 Jahre Freiheitsstrafe wegen fortgesetzter Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassung. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.
Die Tat, die sich am 22. Oktober 2022 ereignet hat, hatte österreichweit für Entsetzen gesorgt. „Sieben bis zehnmal hat sie das Kind heftig geschüttelt und eine Ohrfeige verpasst“, warf die Staatsanwältin Elena Haslinger der Angeklagten vor. Damals hatte das Paar gemeinsam in einem 21-Quadratmeter-Zimmer in einem betreuten Heim in Salzburg gelebt. An jenem Tag, als das Schreckliche passierte, lagen sie gemeinsam im Bett, stritten, wer das Kind füttern solle. Laut Anklage soll die 20-Jährige ihren Sohn Elias danach tot geschüttelt haben. Um sich dann wieder schlafen zu legen. Was erst später durch Gerichtsmediziner aufkam: Elias ist mehrfach misshandelt, geschlagen und geschüttelt worden. Deshalb warf Haslinger neben Mord den Eltern auch fortgesetzte Gewaltausübung vor.
Zu Prozessbeginn schoben sie sich gegenseitig, meist schluchzend, die Schuld zu. Die 20-Jährige sprach sogar von tätlicher Gewalt des Mannes an ihr. Bis zuletzt blieb sie dabei: „Er war es.“ Sie habe es nur zugelassen, weil: „Das Kind war mir egal. Ich wollte die Beziehung retten.“ Gerichtspsychiater Peter Hofmann attestierte Mutter eine psychische Krankheit: Sie habe „gestörte Emotionen“, ihr fehle es an Empathie. „Ich halte sie ohne Behandlung in der Zukunft für gefährlich.“ Der 25-Jährige dagegen betonte am ersten Prozesstag: „Ich habe Elias nie geschlagen“. Auch seiner Freundin will er keine Gewalt angetan haben. Am dritten Prozesstag räumte der Angeklagte, der bereits zwei Kinder hat, ein Vernachlässigen seines Sohnes ein: „Ich hätte mit dem Kind zum Arzt gehen, und nicht nur googeln sollen.“ Letztlich durfte Elias nur sieben Wochen auf dieser Welt leben.
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