Angetrieben werden sie von einem drei Liter großen Reihensechszylinder, der mehr bekommen hat als nur einen neuen Chip und eine geänderte Elektronik: Denn binnen zweieinhalb Jahren haben die M-Ingenieure aus dem AG-Motor den ersten Tri-Turbo am Markt entwickelt. Mit zwei kleinen und einem großen Lader steigt die Leistung von bislang maximal 313 auf künftig 381 PS und das maximale Drehmoment gipfelt schon jenseits von 1.500 Touren bei atemberaubenden 740 Nm. Damit ist der Sechszylinder so stark, dass laut Nitschke ohne Allradantrieb seine meiste Kraft in den elektronischen Regelsystemen verrauchen würde. Deshalb fährt neben X5 und X6 bei der M GmbH nun erstmals auch der Fünfer auf allen Vieren.
Die gewaltige Energie ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Effizienz, mit der die Dampfhammer-Diesel mindestens genauso beeindrucken wollen: Lediglich 6,3 Liter soll der Öl-Renner verbrauchen. Damit liegt er nicht einmal einen Liter über dem 535d, aber 3,6 Liter unter dem aktuellen M5.
Konkurrenz traut sich nicht über die Sportdiesel
Mit dem ersten Diesel eines Werkstuners bringt M-Chef Nitschke seine Konkurrenten bei Mercedes-Ablager AMG in Affalterbach und bei der Audi-Tochter Quattro in Neckarsulm womöglich in Zugzwang. Denn von beiden sind derzeit keine entsprechenden Planungen bekannt. Im Gegenteil: "Wir haben die Option immer wieder geprüft und uns dagegen entschieden", kontert zum Beispiel AMG-Chef Ola Källenius: "Für uns ist der Diesel im Augenblick absolut kein Thema."
Und Källenius weiß, wovon er spricht: Nicht umsonst hatte AMG Anfang des letzten Jahrzehnts im Sportcoupé der C-Klasse schon mal mit einem Diesel experimentiert. Auch Audi ist das Thema nicht neu. Denn erstens fahren die Herren der Ringe sehr erfolgreich mit dem Diesel bei den 24-Stunden von Le Mans, und zweitens gab es ja mal eine R8-Studie mit einem V12-TDI. Doch mit Blick auf Absatzerwartung und Imagepflege haben diese Projekte auf der Straße wenig Spuren hinterlassen.
Diesel und M - geht das?
Auch Nitschke weiß um die Gradwanderung mit dem für Sportfahrer noch immer alternativen Antrieb. Auf der einen Seite ist der Diesel wunderbar sparsam, passt perfekt zu Vielfahrern auf der Langstrecke und überzeugt Skeptiker mit seinem gewaltigen Drehmoment. Aber auf der anderen Seite eicht die M GmbH ihre Autos noch immer auf der Nordschleife des Nürburgrings, wo die Öltanker – Le Mans-Siege hin, Dakar-Triumphe her – für Puristen nichts zu suchen haben.
Deshalb zieht sich Nitschke mit einem eleganten Trick aus der Affäre: "Unsere Kernmodelle werden nicht angetastet." Fahrzeugen wie M3, M5 oder M6 haben absoluten Bestandsschutz, stattdessen wird eine komplett neue Linie eingeführt: Sie heißt M Performance und sortiert sich so ähnlich wie die S-Modelle von Audi zwischen der Großserie und den Spitzensportlern ein. Deshalb heißt der Fünfer auch nicht M5 sondern M550d.
Diese Linie beschränkt sich aber womöglich nicht auf Diesel-Modelle, räumt Nitschke ein. Selbst wenn der Sechszylinder auch in den X3 und den neuen Dreier passen sollte. Sondern überall dort, wo es kein reines M-Modell gibt, kann sich der M-Chef auch einen Performance-Benziner als Top-Modell vorstellen: Die Einser-Reihe, der Z4 oder der X1 zum Beispiel wären da ein guter Anfang.
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