Präsidentschafstwahl

Kandidat erschossen: Ausnahmezustand in Ecuador

Ausland
10.08.2023 09:43

Eineinhalb Wochen vor der vorgezogenen Präsidentenwahl in Ecuador haben am Mittwochabend Unbekannte den Kandidaten Fernando Villavicencio (59) nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen. Der Journalist war angetreten, um Korruption und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Als Reaktion verhängt Präsident Lasso nun einen 60-tägigen Ausnahmezustand. Die Wahlbehörde erklärte indes, dass der Wahltermin am 20. August beibehalten werde.

„Die Streitkräfte sind ab sofort im gesamten Staatsgebiet mobilisiert, um die Sicherheit der Bürger, die Ruhe des Landes und die freien und demokratischen Wahlen am 20. August zu gewährleisten“, erklärte Lasso am Donnerstag in einer Ansprache.

Nachdem im Mai gegen den amtierenden Präsidenten Lasso ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden war, löste dieser das Parlament auf und rief Präsidenten- und Parlamentswahlen aus.

Der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio Minuten bevor er vor der Schule in Quito erschossen wurde. (Bild: The Associated Press)
Der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio Minuten bevor er vor der Schule in Quito erschossen wurde.

Ein Tatverdächtiger ebenfalls tot
Unbekannte feuerten laut lokalen Medien auf den 59-Jährigen, als er am Mittwoch (Ortszeit) in ein Auto einstieg. Ein Tatverdächtiger sei nach dem Schusswechsel schwer verletzt festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Besatzung eines Rettungswagens habe dann seinen Tod bestätigt.

Zudem habe es bei dem Zwischenfall mindestens neun Verletzte gegeben, hieß es in einem weiteren Tweet der Behörde. Die Staatsanwaltschaft warnte auf ihrem Twitter-Account zugleich vor Falschmeldungen im Zusammenhang mit der Tat.

Präsident „schockiert und empört“
„Ich bin empört und schockiert über die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio. Meine Solidarität und mein Beileid gelten seiner Frau und seinen Töchtern“, schrieb Präsident Lasso auf Twitter. „Dieses Verbrechen wird nicht ungesühnt bleiben“, betonte er. „Das organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen. Es wird mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden“, schrieb Lasso weiter.

„Der Staat ist standhaft“
„Wir haben keine Zweifel, dass dieser Mord ein Versuch ist, den Wahlprozess zu sabotieren“, sagte er. Die Abstimmung werde aber wie geplant am 20. August stattfinden. Man werde der Gewalt nicht weichen. Die Täter und ihre Auftraggeber würden zur Rechenschaft gezogen. „Der Staat ist standhaft, und die Demokratie wird der Brutalität dieses Mordes nicht nachgeben. Wir werden dem organisierten Verbrechen nicht die Macht und die demokratischen Institutionen überlassen.“

Der 59-jährige Zentrist und ehemalige Abgeordnete Villavicencio war einer von acht Kandidaten für die vorgezogene Präsidentschaftswahl. Zuletzt lag er an dritter bis vierter Stelle hinter der in Umfragen deutlich führenden Anwältin Luisa González, die dem im Exil lebenden ehemaligen linksgerichteten Präsidenten Rafael Correa nahe steht. Anfang des Monats hatte Villavicencio erklärt, dass er und sein Team Drohungen erhalten hätten.

Politische Krise in Ecuador
Ecuador steckt in einer schweren politischen Krise. Die Zustimmungswerte für Regierung und Parlament sind sehr niedrig. Das einst friedliche Land leidet derzeit zudem unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Lasso hat im April die Waffengesetze gelockert und den Bürgern das Tragen von Waffen erlaubt. Die Regierung macht vor allem die Drogenkartelle für die Gewalt verantwortlich.

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