Spitzenkriminalisten, die in einer Kaffeerunde in Wien Details zu Ermittlungen teilen: So sah der Start für eine Info-Offensive der Polizei aus, die Trickbetrügern das Handwerk legen soll.
Wenn Ermittler des Bundeskriminalamts ihre Fälle bei Kaffee und Kuchen mit Senioren diskutieren, dann mit gutem Grund: Pro Tag werden in Österreich rund 100 Betrugsdelikte angezeigt, die Dunkelziffer liegt noch höher. Viele Verbrecher haben Tricks entwickelt, die auf ältere Menschen abzielen. Die Polizei setzt nun noch intensiver als bisher auf Information als besten Schutz.
„Betrug betrifft alle Generationen!“
Den Auftakt der österreichweiten Kampagne nutzte Innenminister Gerhard Karner im Amtshaus von Döbling für die Warnung: „Betrug betrifft alle Generationen und Berufsgruppen.“ Während sich Betrüger als falsche Polizisten oder Neffen an Senioren heranmachen, werden Junge zu Opfern von Internetkriminalität, wo sie etwa Handys oder E-Scooter zum Schnäppchenpreis bestellen - und ihr Geld nie wieder sehen.
„Unsicherheit bedeutet Rückzug. Und Rückzug bedeutet Einsamkeit."
Gerade weil jeder zum Opfer werden kann, appellierte Seniorenratspräsident Peter Kostelka an die Senioren, keine Scheu zu haben, sich an die Polizei zu wenden: Die sei ein „echter Freund und wahrer Helfer“. Dass auch sie um ein Haar schon Opfer eines Betrugs geworden wäre, gestand Seniorenratspräsidentin Ingrid Korosec und betonte, dass „Sicherheit für Senioren noch ein Stückerl mehr Bedeutung hat als für andere Menschen: Denn Unsicherheit bedeutet Rückzug. Und Rückzug bedeutet Einsamkeit.“
Wenn mich jemand anrufen würde und mich etwas wegen meiner Tochter fragen würde, wäre meine Antwort: „Welche meinen Sie? Die Gabi oder die Susi?“ Ich habe aber nur eine Tochter, und die heißt anders. Aber egal, wie vorsichtig man ist, es kann immer etwas passieren. Und deshalb informiere ich mich.
Martha P., 75
Bild: Zwefo
„Psychologische Genies“ am Werk
Egal, ob Neffentrick oder falsche Polizisten: „Es geht um zwei Fakten: Der Trick funktioniert - und es geht um sehr viel Geld“, warnte Josef Janisch, Spezialist für Verbrechensvermeidung. Täter seien oft „psychologische Genies“, etwa aktuell häufig beim Kautionstrick. Dabei wird erzählt, dass verhaftete Angehörige nur gegen Kaution freikämen. Oft wird dabei auf aktuelle Geschehnisse Bezug genommen, um die Glaubwürdigkeit zu steigern. Die Anrufer seien meist bestens vorbereitet. Erst zuletzt habe er mit einem Paar gesprochen, das so alle Ersparnisse verloren habe: „Die waren so was von vif - und sind ihnen trotzdem auf den Leim gegangen.“
So arbeiten die falschen Polizisten
Die Zeiten, als zwielichtige Gestalten in schlecht gefälschten Uniformen unangekündigt an der Wohnungstüre nach Barem verlangten und dementsprechend leicht zu entlarven waren, sind tatsächlich lang vorbei. Der Trick mit den falschen Polizisten beginnt heutzutage oft genug mit einem Telefonat, das durch Rufnummernfälschung sogar als „133“ angezeigt wird.
Es kann nie genug Information geben. Ich bin ja auch selber schon einmal angerufen worden: „Onkel Stefan, kennst du mich noch? Ich bin jetzt in Wien und brauche dringend 30.000 Euro für eine Eigentumswohnung.“ Ich habe keine Verwandtschaft mehr - und gleich die Polizei angerufen.
Stefan K., 94
Bild: Zwefo
Dann hört man meist einen Mann, der in vertrauter Sprachfärbung - von Vorarlbergerisch bis Wienerisch - und meist gar nicht freundlich, sondern eher „von der vielen Polizeiarbeit“ genervt über nötige Sicherstellung von Schmuck oder Geld redet und den Besuch von Kollegen ankündigt.
Die neueste Wendung: Wenn man diesen oder andere Tricks entlarvt und die Betrüger auflegen, meldet sich wenig später „die Polizei“ und spricht von angeblichen Fangschaltungen und bald eintreffenden Ermittlern. Es ist jedoch nur ein weiterer Anlauf der Betrüger. Die Polizei betont: Niemals kämen Beamte zu den Menschen, um private Wertgegenstände abzuholen.
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