„Luna-25“ gestartet

Nach 50 Jahren fliegt Russland wieder zum Mond

Wissenschaft
11.08.2023 06:39

Russland hat mit der Raumsonde „Luna-25“ am Freitag erstmals seit fast 50 Jahren wieder einen Flug zum Mond gestartet. Der Raumapparat soll noch in diesem Monat am Südpol landen und unter anderem nach Wasser suchen. Die Trägerrakete vom Typ „Sojus-2.1b“ hob wie geplant um 9.10 Uhr Ortszeit (1.10 Uhr MESZ)  vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny in der Amurregion ab.

„Der Start ist gelungen“, sagte Juri Borissow, der Chef der russischen Weltraumbehörde Roskosmos in einer Live-Übertragung des Starts. Die Reisezeit zum Erdtrabanten in rund 384.000 Kilometer Entfernung betrage viereinhalb Tage. Er hoffe auf eine weiche Landung auf dem Mond am 21. August, weil zunächst in der Umlaufbahn nach einer idealen Stelle zum Aufsetzen gesucht werde. Alles laufe reibungslos, sagte Borissow. Wegen technischer Probleme war diese erste Mission seit 1976 mehrfach verschoben worden.

Russland will Mondstation errichten
„Luna-25“ ist Teil des russischen Mondprogramms. Dieses sieht vor, bis 2040 auch eine Raumstation auf dem Himmelskörper zu errichten. Roskosmos knüpft damit an sein 1959 gestartetes sowjetisches „Luna“-Programm an. Dabei hatten Raumsonden auch Mondgestein mit zur Erde gebracht. Eigentlich sollte die neue Sonde schon lange unterwegs sein. Erster geplanter Starttermin war 2012, zuletzt wurde der Mai 2022 anvisiert.

Laut Roskosmos soll die 1800 Kilogramm schwere „Luna-25“ dabei helfen, eine Technologie für eine weiche Landung zu entwickeln. Auch habe die Sonde die Aufgabe, Bodenproben vom Mond einzusammeln und zu analysieren. Zu den geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen gehört laut dem Projektpapier weiters ein Studium der Oberflächenschichten und insbesondere des Lockermaterials im Bereich des südlichen Mond-Pols.

„Luna-25“ soll Wasser suchen
Ermitteln soll die russische Sonde aber vor allem auch den Anteil von Wasser im Boden. Die Weltraumforscher erwarten laut Roskosmos, dass der Wasseranteil im Lockermaterial verschwindend gering ist, weil bei Sonnenlicht und hohen Temperaturen alles verdunstet. Unter dieser Decke des abgelagerten Materials (Regolith) gebe es aber einen Dauerfrostboden. Die Wissenschaftler rechnen damit, dort und in dauerhaft schattigen Regionen Wassereis zu finden.

(Bild: AFP)

„Luna-25“ soll ebenfalls Bodenproben einsammeln - und kann dafür bis zu 40 Zentimeter in die Tiefe vordringen. Weitwinkelkameras fotografieren die Umgebung und die Landschaften, deren Aufnahmen über Radiokanäle zu einem Forschungszentrum auf der Erde gesendet werden können.

Raumfahrtnation zu Sowejtzeiten
Zu Sowjetzeiten hatte die stolze Raumfahrtnation mehrfach Geschichte geschrieben. Die Sowjetunion war das erste Land im All und hatte 1961 auch den ersten Menschen in den Kosmos geschickt. Schon 1959 erreichte sie auch als erstes Land der Welt die Oberfläche des Mondes. Bei dem Wettlauf der Systeme um die Erkundung des Weltalls waren dann aber die USA das Land, dem 1969 mit Apollo 11 die erste bemannte Mondmission gelang.

Zusammenarbeit mit ESA beendet
Ursprünglich hatte Roskosmos mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA an dem russischen Mondprogramm gearbeitet. Nach Russlands Invasion in die Ukraine vor mehr als 17 Monaten beendete ESA die Zusammenarbeit mit Moskau. Kremlchef Wladimir Putin, der den Krieg begonnen hatte, will mit dem jetzigen Start der Mondmission auch zeigen, dass das Land trotz der Sanktionen des Westens wegen des Krieges weiter in der Lage ist, seine wissenschaftlichen Projekte durchzuziehen. Experten sehen daher in der Mondmission vorallem ein Propaganda-Instrument.

Auch Indien will nach dem gescheiterten Versuch (im Jahr 2019) einer Mondlandung vor vier Jahren nun - am 23. oder 24. August - die Sonde „Chandrayaan-3“ landen lassen. Eine sanfte Landung schafften bisher nur die USA, die Sowjetunion und China.

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