Neues Theaterstück

Griessner Stadl zeigt Fragmente einer Vertreibung

Kultur
11.08.2023 19:00

Der Griessner Stadl im steirischen Stadl-Predlitz an der Grenze zu Salzburg hat sich trotz seiner abgeschiedenen Lage zu einem spannenden Ort für modernes Theater entwickelt. Aktuell bringt man dort ein Stück von Thomas Perle zur Uraufführung. In „protestanten - vertreibung aus der heimat“ verarbeitet der gefeierte Theaterautor ein Stück vergessener Lokalgeschichte.

Es ist ein Stück vergessener Lokalgeschichte, das der Griessner Stadl in Stadl an der Mur aktuell mit einem Mix von Profi- und Laiendarstellern auf die Bühne bringt. Vor 250 Jahren wurden evangelische Bewohner des Ortes, die nicht bereit waren im Zuge der Gegenreformation von ihrem Glauben abzuweichen, im Auftrag von Kaiserin Maria Theresia nach Siebenbürgen zwangsübersiedelt.

Dramatiker Thomas Perle hat basierend auf dieser Historie ein Stück geschrieben, das nicht nur die Frage stellt, wie es zu solchen Vertreibungen kommen konnte, sondern auch, was in einer Landschaft zurückbleibt, aus der Teile der Bevölkerung vertrieben wurden.

Hausherr Ferdinand Nagele als Kaiserin Maria Theresia (Bild: Philipp Rirsch)
Hausherr Ferdinand Nagele als Kaiserin Maria Theresia

Es ist die Geschichte einer Familie, durch die dieser historische Schnitt geht, die er dafür exemplarisch erzählt: Eine Mutter (Susanne Stockinger-Puch) muss ihren Mann ziehen lassen, weil sie nicht mutig genug ist, vom katholischen Glauben abzuschwören. Ihre Tochter (Sophie Moser) und ihr Geliebter (Mino Dreier) müssen ihr Kind zurücklassen, weil sie sonst nicht in die Freiheit aufbrechen dürfen. Und die Kirche (Walter Ofner) wie auch der Staat (Hausherr Ferdinand Nagele schlüpft in die Rolle von Kaiserin Maria Theresia) lassen der hysterischen Gewaltbereitschaft freien Lauf, nur um an der Macht zu bleiben.

Moderne Theaterkunst abseits urbaner Blickwinkel
Perle verwendet dafür eine bruchstückhafte, aber auch sehr musikalische Sprache, die Regisseur Martin Kreidt in seiner Inszenierung noch unterstreicht - vor allem in den Chorszenen, in denen die Darsteller aus ihren Rollen treten und als mahnende Erzähler auftreten. Der fragmentierte Charakter lädt dazu ein, die sprachlichen Bruchlinien des Stücks mit eigenen Gedanken - etwa zu ähnlichen Flucht- und Vertreibungsgeschichten der Gegenwart - aufzufüllen.

Einmal mehr gelingt dem Griessner Stadl ein Stück moderner Theaterkunst abseits urbaner Blickwinkel, das gerade deshalb von großer Allgemeingültigkeit ist. Einmal mehr lohnt sich also die Fahrt an den Rand der Steiermark, um ins Zentrum des steirischen Erbes zu blicken. Zu sehen bis 26. August.

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