Lokalaugenschein

Die Baustellenflut nervt nicht nur die Innsbrucker

Tirol
13.08.2023 08:00

Es verhält sich wie mit dem Ungeheuer von Loch Ness, das mit gewisser Regelmäßigkeit auftaucht, aber wohl nur Einbildung ist. Der Baustellenwahn in Innsbruck tritt auch alle Jahre auf - doch er ist bittere Realität...

Gute Nerven, das sollte man haben, wenn man als Nicht-Innsbrucker mit dem Auto in die Landeshauptstadt kommt. Baustellen prägen die Stadt, man könnte beinahe sagen: so weit das Auge reicht. Aber auch die Einheimischen werden alle Jahre wieder ins Staunen versetzt, wenn sich quasi über Nacht Baustellen völlig verändern und damit natürlich auch der Straßenverlauf. „Gestern noch in diese Richtung, um an ein Ziel zu gelangen, heute plötzlich genau in die andere für das gleiche Ziel“, heißt es dann.

Beim Marktgraben: Radfahrer sollen schieben, scheren sich aber nichts darum (Bild: Meinert Claus)
Beim Marktgraben: Radfahrer sollen schieben, scheren sich aber nichts darum
Fürstenweg: Nichts geht mehr (Bild: Meinert Claus)
Fürstenweg: Nichts geht mehr

Wird übertrieben oder ist es wirklich so schlimm?
Aber ist es wirklich so schlimm, oder übertreiben alle nur? Der „Krone“-Lokalaugenschein soll die Antwort liefern. Er beginnt bei A wie Anton-Rauchstraße, wo es sich um 10 Uhr früh munter staut. Hier werden Kanal-, Wasser-, Gas- und Stromleitungen auf Vordermann gebracht. Weiter geht es zum Langen Weg (dort führen Innsbrucker Kommunalbetriebe und Tiwag arbeiten durch). Diese Baustelle besteht seit Monaten, ohne dass – natürlich nur gefühlt – richtig was weitergeht. Allerdings ändert sich dort das Gesicht der Baustelle und damit der Verkehrsfluss derart oft, dass selbst jene, die bereits Jahre tagaus, tagein diese Strecke fahren, schon einmal Orientierungsprobleme bekommen können.

Baustellen beim Landesgericht (Bild: Sebastian Meinert)
Baustellen beim Landesgericht

„Hier sieht man nur selten Arbeiter“
Weiter geht’s zum nächsten Ziel, der Großbaustelle am Fürstenweg-Fischerhäuslweg, ebenfalls von den IKB. „Hier sieht man nur selten Arbeiter“, empört sich ein Passant. Und tatsächlich: Vor Ort ist keiner zu sehen. Auch nicht in der Grube. Aber möglicherweise hat das mit dem Freitag zu tun, auch wenn am untersten Ende der Baustelle ein Bagger fleißig schaufelt. Nun aber wird es spannend. Wir begeben uns in die Innenstadt.

Lange Baugrube - aber kein Arbeiter (Bild: Meinert Claus)
Lange Baugrube - aber kein Arbeiter

Trotz Fahrverbot fleißige Pedalritter
Da spielt es sich nicht nur am Hamburger Fischmarkt beim Marktplatz ab, sondern auch knapp 100 Meter entfernt in Richtung Maria-Theresien-Straße. Hier werden von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben und der Stubaitalbahn GmbH die Straßenbahngleise saniert. Da geht für Autofahrer gar nichts mehr. Für Radfahrer aber sehr wohl. Doch da es so eng ist, werden die Radfahrer aufgefordert, zu schieben. Von zwölf in wenigen Minuten gezählten Bikern schiebt es genau einer. Aber auch das ist bekanntlich Innsbruck.

Fazit: Baustellen haben wir genug gesehen, Arbeiter hingegen relativ wenige.

Langer Weg: Bodenmarkierungen werden durchgestrichen, Fahrstreifen und Fahrtrichtung werden neu definiert. (Bild: David Rosenkranz)
Langer Weg: Bodenmarkierungen werden durchgestrichen, Fahrstreifen und Fahrtrichtung werden neu definiert.

„An Baustellen wird gearbeitet!“
Die „Krone“ stellte dem zuständigen Amt drei Fragen zu der aktuellen Baustellensituation. 
Wie viele Baustellen prägen Innsbruck derzeit?
Vorweg darf man festhalten, dass die meisten Baustellen, die man als Verkehrsteilnehmer bemerkt, Instandhaltungs- und Ausbaumaßnahmen der Leitungsbetriebe, Sanierung, Neu- und Umbau von Wohnraum usw. sind. Mit 11. August gab es zwölf Baustellen mit gesamtstädtischen Auswirkungen. Da die Sommerferienzeit aufgrund der geringeren Verkehrsbelastung besonders gut als Baustellenzeit geeignet ist, gibt es darüber hinaus noch viele weitere Baustellen, die eher lokale Auswirkungen haben.

Zitat Icon

Jede Baustelle hat ihren eigenen Ablauf und individuelle Umsetzung.

Bauamt Innsbruck

Warum hat man den Eindruck, dass bei Baustellen kaum gearbeitet wird? 
Jede Baustelle hat ihren eigenen Ablauf und individuelle Umsetzung. Es kann daher nicht bestätigt werden, dass „die Baustellen“ kaum mit Arbeitern besetzt sind. Im Gegenteil: Man kann gerade in der Innenstadt bei der IVB-Baustelle am Marktgraben und Burggraben zusehen, wie schnell die Arbeiten voranschreiten.

Sind die Baustellen aufeinander abgestimmt? 
Baustellen werden mit verschiedenen Faktoren und Beteiligten koordiniert. Es beginnt mit Planungen für die budgetäre Koordination. Die Abstimmung des Programms erfolgt mit mindestens einem Jahr Vorlauf.

Sebastian Meinert, David Rosenkranz / Kronen Zeitung

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