Diskus-Star Lukas Weißhaidinger führt das achtköpfige österreichische Aufgebot für die Leichtathletik-WM in Budapest (19. bis 27. August) an. Geht man von der traditionellen Zahlenspielerei aus, ist er ein heißer Medaillenkandidat. Mit seinem ersten 70-m-Wurf (70,68 m) ist er vor den Titelkämpfen im Nationalen Leichtathletik-Zentrum am Ufer der Donau heuer die Nummer 4 der Welt.
Doch bei der WM (Qualifikation am 19. August, Finale zwei Tage später) sind letztendlich alle Zahlen Schall und Rauch. „Ich will zuvor nicht über Medaillen reden, einfach den besten Wettkampf des Jahres abliefern.“ Dass das vierte große Edelmetall nach jeweils Bronze bei EM, WM und Olympia das Ziel bleibt, versteht sich dennoch von selbst ...
„Aber nochmals, ich will nicht die Goschn aufreißen, ich schaue nicht links, nicht rechts. Es ist die Ruhe vor dem Sturm“, sagt der 31-Jährige. Er will lieber leisetreten, dann auftrumpfen. Schließlich ist im Vorjahr auch seine große Medaillenserie gerissen. WM-Zehnter in Eugene und EM-Neunter in München sind nicht die Platzierungen, die einen Mann von seiner Klasse zufrieden stellen können.
In Budapest also Schritt für Schritt. Wie immer gilt es, überhaupt erstmals die Qualifikation zu überstehen. Bei der unglaublichen Dichte weltweit kann selbst das Erreichen der besten Zwölf im Diskuswurf schon ein Stolperstein sein. Lukas Weißhaidinger hat in der Vergangenheit da schon einige Zitterpartien zu überstehen gehabt.
Anderer Saisonaufbau
„Ich kann aber ruhig sein, ich bin gut vorbereitet“, sagt Österreichs Leichtathletik-Star, der gleich zu Saisonbeginn einen seiner sportlichen Lebensträume verwirklicht hatte. In Rannersdorf übertraf er am 19. Mai mit 70,68 erstmals die 70-m-Marke. Auch seine weiteren besten Saisonwettkämpfe von 69,18 m und 68,90 m stammen aus Rannersdorf von Mitte Mai. Abwarten, was diese Frühform für die WM bedeutet. Im Ausland waren heuer seine 66,84 m von Turku am 13. Juni seine beste Leistung. Offensichtlich verlief die Saison (bisher ohne einen Start bei der Diamond League) anders als in den vergangenen Jahren. Trainer Gregor Högler: „Dass Lukas heuer alle Diamond-League-Meetings ausgelassen hat, ist sicher kein Nachteil. Dadurch hatte er mehr Ruhe und genug Zeit, um sich ideal auf die WM vorzubereiten.“
Mit WM-Prognosen hält sich auch der Sportdirektor zurück: „Lukas‘ primäres Ziel lautet: Die 67,07 m von den Olympischen Spielen in Tokio zu verbessern. Das war bislang sein bester Wurf bei einem Großereignis.“ Nachsatz: „Für die Top-3 wird man wahrscheinlich 69 m werfen müssen.“
Der 70-m-Wurf stärkt aber zweifelsohne den Rücken des besten rot-weiß-roten Leichtathleten. „Das hat mir auch etwas Druck genommen.“ Jetzt zählt er zum absoluten Elitekreis. Die Weltjahresbestenliste wird angeführt von Titelverteidiger Kristjan Ceh (Slo/71,86), Olympiasieger Daniel Stahl (Sd/71,45) und Europameister Mykolas Alekna (Lit/71,00). Mit Alex Rose (Gb/70,42) hat ein fünfter Athlet heuer weltweit über 70 m geworfen. Insgesamt verzeichnet dieses Quintett heuer zwölf 70-m-Würfe.
Mit dem „Space Traveller“
Bei der WM vertraut Weißhaidinger bei der Wahl seines Diskus dem Top-Modell des dänischen Herstellers Denfi. Der Produktname lautet „Space Traveller“, Farbe: blau, Gewicht: 2 kg. Die Besonderheit ist ein extrem breiter Außenring und eine hohe Rotationsstabilität. Der Anschaffungspreis beläuft sich auf 475 Euro. Mindestens drei, vier Disken sind pro Saison Pflicht.
Mit dem „Space Traveller“ hat Lukas in der Rio-Qualifikation 2016 (bei Regen) geworfen und heuer bei der Staatsmeisterschaft in Bregenz (68,35 m bei Windstille) seinen sechsten Staatsmeistertitel gewonnen. Der Wechsel zum blauen Diskus wurde durch eine Regeländerung möglich, ab sofort dürfen die privaten Disken von jedem Hersteller sein, in den letzten Jahren gab’s eine Reihe von Einschränkungen. Der Ersatz-Diskus hört auf den Namen Hyper Super Spin, Farbe: schwarz. Der Hersteller empfiehlt den Diskus für Windstille oder Rückenwind, mit diesem Modell holte Lukas in Tokio die Bronzemedaille.
Weltjahresbestenliste im Diskuswurf:
71,86 (1) Kristjan Ceh (Slo) Jöhvi 16.06.
71,45 (2) Daniel Stahl (Sd) Jöhvi 16.06.
71,00 (1) Mykolas Alekna (Lit) Berkely 29.04.
70,68 (1) Lukas Weißhaidinger (Ö) Rannersdorf 19.05.
70,42 (1) Alex Rose (Sam) Ramona 16.04.
69,35 (1) Andrius Gudzius (Lit) Kaunas 24.04.
68,64 (1) Roje Stona (Jam) Baton Rouge 13.05.
68,57 (1) Fedrick Dacres (Jam) Tucson 18.05.
68,22 (1) Aleksey Khudyakov (Rus) Brest 09.06.
68,14 (1) Traves Smikle (Jam) Kingston 11.02.
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