Live am Frequency

KennyHoopla: Die Zukunft des Millenniums-Punkrock

Niederösterreich
16.08.2023 09:00

Hinter dem schüchternen Äußeren verbirgt sich ein Punkrock-Wirbelwind, der gemeinsam mit Genre-Ikone Travis Barker die USA und bald auch Europa aufmischt: KennyHoopla kommt mit neuen Songs und einer gehörigen Portion Festivalmotivation zum Frequency. Wir fragten vorab bei ihm nach, wie es denn um seinen Sound und seine Zukunftsperspektiven steht.

Die Musik als Ventil für Emotionen und Gefühle - eine in der Pop- und Rockhistorie millionenfach erzählte Geschichte. Manchen geht das gesprochene Wort aber trotz Liveauftritten auf Riesenfestivals und großen Konzerten so schwer über die Lippen, dass man ihnen am liebsten zurufen würde, sie sollen gleich zu singen beginnen. Kenneth La’ron aka KennyHoopla ist einer dieser seltenen Fälle, die mit ihrer Musik gerne Welten bewegen und Revolutionen einleiten würden, im direkten Gespräch aber den Flüsterton anschlagen und am liebsten sofort weg möchten. Ein Interview mit dem 26-jährigen Multitalent aus Cleveland in Ohio ist schwierig. Er lässt lieber seine Texte für sich sprechen, entschuldigt sich dafür, dass er keine ergiebigen Antworten auf Fragen hat und denkt jedes Mal drei Schritte weiter.

Vorteile der Generation
Das kreative Hirn pendelte in der Kindheit zwischen Ohio und Wisconsin hin und her und bekam mit zehn Jahren von seiner Mutter einen Kassettenrekorder geschenkt. Er versuchte sich an präpubertären Freestyle-Raps und hat die Ergebnisse daraus entweder geschrottet oder für immer versteckt. Als „fürchterlich und grausam“ bezeichnete er seine ersten Gehversuche einst, doch der Rap war ohnehin nie die Kunstform, in der sich KennyHoopla (der zweite Teil seines Künstlernamens ist „Spongebob Schwammkopf“ entlehnt) zu Hause fühlte. Heute kreiert er eine Mischkulanz aus Indie Rock, New Wave, Post-Punk, Punkrock und Rhythm ’n’ Blues. Klingt in der Theorie kruder als es in der Praxis ist. KennyHoopla bedient sich nur den Vorteilen seiner Generation. Musik wird nicht mehr strikt in Genres erlebt, sondern der Klang und die Message dahinter alleine zählen.

Dass er damit einen Zeitgeist getroffen hat, merkte so manch österreichischer Fan letztes Jahr vielleicht schon am Nova Rock. Auch am Billing war Kennys guter Freund und Sidekick Grandson, mit dem er seit frühen Tagen zusammenarbeitet und 2019 unter anderem die erfolgreiche Single „Lost Cause“ veröffentlichte. „Zusammenarbeiten und Freundschaften sind wichtig“, erzählt KennyHoopla vorsichtig im „Krone“-Talk, „aber am wichtigsten ist mir die Gemeinschaft.“ Zu ebenjener zählt er nicht nur gute Freunde, Familie und Bandkollegen, sondern nicht zuletzt auch seine Fans. Mit Songs wie „How Will I Rest In Peace If I’m Buried By A Highway?“, „The World Is Flat And This Is The Edge“ oder „Dirty White Vans“ hat er schon eine Vielzahl an Hits im Köcher, die von einer zunehmenden Zahl an Hörern bereitwillig abgefeiert wird. Neben Gastbeiträgen mit oder bei Nothing.Nowhere oder Bloc Party hat es ihm ein Musiker besonders angetan: Blink-182-Drummer Travis Barker.

Nägel mit Köpfen
Erstmals beschnuppert haben sich die beiden im November 2020 für die Single „Estrella“. Barker, längst überbordender Mentor für die junge Generation Pop-Punk in Kalifornien und darüber hinaus, zeigte sich vom Musiker und Menschen gleichermaßen angetan - für Kenny war Travis wie „ein großer Bruder“. „Wir kommen aus derselben Welt, auch wenn wir aus zwei verschiedenen Generationen stammen. Travis hat eine Ehrlichkeit und Offenheit, die mir imponiert. Wir sehen Musik aus derselben Perspektive und ich verstehe genau, worauf er hinauswill.“ Nach weiteren losen Zusammenarbeiten machten die beiden schlussendlich Nägel mit Köpfen und veröffentlichten erst unlängst die EP „Blink And You’ll Miss It“ - ein weiteres Festmahl für alle Freunde des lockeren Millenniums-Pop-Punks, der KennyHoopla prägte, obwohl er eigentlich zu jung dafür ist.

„Ich mag diese Musik und höre sie gerne. Ich war zur Hochzeit des Genres zwar noch ein junges Kind, kann mich darin aber ausdrücken und bekomme selbst ein gutes Gefühl dafür, was Nostalgie im einen oder anderen wohl auszulösen vermag.“ KennyHoopla mag sich die Perspektive mit Travis Barker teilen, für sein eigenes musikalisches Fortkommen will er weiterhin ein möglichst breites Prisma an Songs und Klängen kreieren. „Ich war schon immer ein Sklave der Musik und versuche sie und auch das Leben aus verschiedenen Sichtweisen heraus zu betrachten. Manchmal ist das egozentrisch, manchmal nicht. Die Musik ist für mich wie aufs College gehen. Ich lerne, sauge alles auf wie ein Schwamm und arbeite konstant daran, Tag für Tag besser zu werden. Ich wäre gerne eine Stimme für Veränderung und für Menschlichkeit.“

Arbeit statt Ruhm
Von einem Rockstar-Gestus ist bei KennyHoopla überhaupt nichts zu sehen. „Ich finde es angeberisch und ein bisschen dämlich, wenn sich Menschen selbst als Rockstars sehen. Ich will konstant arbeiten und mir meinen Respekt verdienen. Das Internet gibt uns allen die Möglichkeit, mit unserer Botschaft die Menschen zu erreichen. Bevor ich mich aber von irgendwelchen Komplimenten verrückt machen lasse, halt ich den Kopf lieber unten und arbeite einfach weiter.“ Der laut Eigenbekunden mit wenig Selbstvertrauen ausgestattete Musiker hält auch wenig davon, sich permanent zu inszenieren. „Beim Musikmachen setze ich die Scheuklappen auf. Ich bin dann voll fokussiert in meinem Tunnel und dankbar für das, was ich schon erreicht habe.“ Noch ausständig ist das länger geplante Full-Length-Debütalbum. „Meine Musik soll nachhaltig sein und einen Wert haben. Ich lasse mir dafür lieber etwas mehr Zeit als zu wenig.“

Live am Frequency
Bevor es dann wirklich zum Debüt kommt, spielt KennyHoopla aber noch einmal am Frequency Festival - und zwar gleich am 17. August, dem ersten der drei Festivaltage. Unter www.frequency.at gibt es alle weiteren Informationen zu den restlichen Karten, Spielzeiten und allem anderen, was das fragende Festivalherz begehrt.

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