Millionen-Verluste

Krankenkassen: Finanzloch noch größer als erwartet

Österreich
15.08.2023 18:23

Österreichs Krankenversicherungen haben das Jahr 2022 mit einem Minus von 410,9 Millionen Euro leicht besser abgeschlossen, als zuletzt noch erwartet. Für heuer wird ein Abgang von 603,7 Millionen Euro vorhergesagt, nachdem man im Mai noch von 578,7 Millionen Euro Defizit ausgegangen war, geht aus den aktuellen Daten hervor. Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, ortete Handlungsbedarf beim Finanzausgleich.

Vor drei Monaten war von den Trägern für 2022 noch ein Defizit von 421,2 Mio. Euro errechnet worden. Letztlich schnitt man im endgültigen Ergebnis um 10,3 Mio. Euro besser ab.

Grafik: Gebarung der Krankenversicherungen

Nach dem für heuer vorhergesagten Tief mit 603,7 Millionen Euro soll der Bilanzverlust in den kommenden Jahren dann laut vorläufiger Erfolgs- und Gebarungsvorschaurechnung (Stand: 15. August 2023) rapide sinken. Er soll 2024 bei 242,3 Mio. Euro liegen, 2025 bei 160,9 Millionen Euro, 2026 bei 141,3 und 2027 bei 165,2 Millionen Euro.

Nur SVS im Vorjahr mit positivem Saldo
Im Plus war im Vorjahr einzig die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) mit einem positiven Saldo von 8,6 Millionen Euro 2022. Doch auch für diese Kasse, in der Lehner als Obmann fungiert, sind für die kommenden beiden Jahre Defizite im Ausmaß von 62,2 bzw. 37,9 Millionen Euro vorausgesagt.

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Diese Zahlen sind ein Auftrag für die aktuellen Finanzausgleichsverhandlungen: Die Sozialversicherung braucht den Spielraum den intensiv genutzten niedergelassenen Bereich zu finanzieren und kann nicht weiter die Länder blind querfinanzieren.

Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger

Am stärksten gestiegen sind Ausgaben für Anstaltspflege
Für ärztliche Hilfe gaben die Krankenversicherungen im Vorjahr rund 5,9 Milliarden Euro aus, ein Plus von 8,5 Prozent im Vergleich zu 2022. Für heuer ist ein weiterer Zuwachs um 6,9 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro prognostiziert. Die Heilmittelausgaben stiegen im Vorjahr um sieben Prozent auf 4,5 Milliarden Euro, heuer ist ein Zuwachs um 8,2 Prozent auf rund 4,9 Milliarden Euro veranschlagt. Am stärksten gestiegen sind die Ausgaben für Anstaltspflege, und zwar um 10,2 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Heuer sollen es plus 6,7 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro werden.

Dass die Leistungen der Sozialversicherung stark zunehmen, unterstrich auch Lehner in einer schriftlichen Stellungnahme: „Diese Zahlen sind ein Auftrag für die aktuellen Finanzausgleichsverhandlungen: Die Sozialversicherung braucht den Spielraum den intensiv genutzten niedergelassenen Bereich zu finanzieren und kann nicht weiter die Länder blind querfinanzieren.“

ÖGK mit viertem Minus in Folge
Für Andreas Huss, als Arbeitnehmervertreter zurzeit Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), zeigt die aktuelle Gebahrungsvorschaurechnung ganz eindeutig, dass die Schere zwischen Finanzierung und Bedarf an Gesundheitsleistungen der Bevölkerung immer weiter auseinandergehe. Das mit 350 Millionen Euro prognostizierte Defizit der ÖGK für 2023 werde das vierte negative Jahresergebnis in Folge sein, warnte er in einer Aussendung.

Insgesamt habe die - unter der türkis-blauen Bundesregierung geschaffene - ÖGK seit ihrem Start im Jahr 2020 bereits 730 Mio. Euro an Verlusten (inkl. Prognose 2023) eingefahren. Die Rücklagen, die die Gebietskrankenkassen im Jahr 2019 in die ÖGK eingebracht haben, seien in dieser Zeit von 1,4 Mrd. auf nunmehr 700 Mio. Euro (inkl. Prognose 2023) geschmolzen, so Huss.

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