Spannende Ausstellung

Bücher, Codes und Zaubersprüche im Lavanttal

Ausstellungskurator Pater Gerfried Sitar im Stift St. Paul/Lavanttal.

(Bild: Hronek Eveline)

Das weltweit älteste Schulschreibheft sowie zahlreiche Exponate der Bücherwelt Europas warten im über 900 Jahre altem Stift St. Paul darauf gesehen zu werden. Die Stiftsmauer am Fuße des Stiftes, wo es einen kleinen Hangrutsch gegeben hat, behindert die Besucher die die Schau „Bücher Codes und Zaubersprüche“  auch mittels Führungen besuchen können in keiner Art und Weise. 

 Heute beherrscht uns fast nur noch die digitale Welt, ein Blick in die alte Welt der Schriften und Geheimcodes ist daher nicht nur eine lehrreiche Zeitreise, sondern auch Entschleunigung: Und davon gibt’s im altehrwürdigen Stift St. Paul, das 1091 errichtet wurde, viel.

Allein in der Bibliothek sind 70.000 Bände verwahrt, die das Wissen der Klostergelehrten überliefern. Die aktuelle Ausstellung „Bücher, Codes und Zaubersprüche“ berichtet über die Geschichte des Schreibens – von der Höhlenmalerei bis zum Computerzeitalter.

Auch das älteste Buch Europas, der Ambrosiuskodex aus dem 5. Jahrhundert, ist im historischen Stiftsgebäude in St. Paul zu bewundern.

(Bild: Hronek Eveline)

Unter den 1200 Exponaten befinden sich gleich einige Juwele der Bücherwelt. „Unsere Handschriftensammlung ist etwa für die Entwicklung der Schreibkunst vom 5. bis zum 18. Jahrhundert sehr bedeutsam“, sagt der Benediktinerstift-Museumskurator Pater Gerfried Sitar.

3000 Handschriften sind im historischen Haus aufbewahrt — auf Holz und in klimatisierten Räumen. Unter den Schriften findet sich auch das älteste Schulheft der Welt (9. Jh.) mit dem berühmten irischen Gedicht über den Kater Pangur Ban. „Der für den Oskar nominierte Film ,The Secret of Kells’ beruht darauf“, so Sitar. Auch das älteste Buch Europas, der Codex Ambrosianus, befindet sich im Kloster. „Das griechische Manuskript ist im 5. Jahrhundert entstanden. Es enthält Teile der Bücher Genesis bis Josua des Alten Testaments. Vermutlich wurde das Werk 300 Jahre später im Kloster Reichenau korrigiert und ins Althochdeutsche übersetzt.“

Bücher der Naturgeschichte des Plinius wurden mit dem Hieronymuswtext überschrieben.

(Bild: Hronek Eveline)

Zahlreiche Juwele der Bücherwelt gilt es bei der spannenden Ausstellung zu entdecken.

(Bild: Hronek Eveline)

 Die Kunst des Schreibens galt einst als großes Privileg, die Schreibstube war oft der einzig geheizte Raum. Geschrieben wurde auf Pergament, das aus Tierhäuten hergestellt worden ist. „Da dies kostbar war, wurde es mehrfach verwendet, der alte Text mit Bimsstein ausradiert“, weiß Sitar. „Papier kam erst ab dem 14. Jahrhundert.“

Das Messbuch „Missale des Wolfgang Vorchtenauer“ (1466) ist ein weiteres Juwel. „Die Handschrift konnte eindeutig dem Wiener Domherren und Probst von Maria Wörth zugeordnet werden.“ Auch Schriften der Freimaurer, Minnesängerliteratur, das älteste deutsche Lustspiel können in St. Paul bestaunt werden – genauso wie viele ungelöste Rätsel des Mittelalters, Zaubersprüche oder Weissagungen und Medizin-Rezepte.

Das Messbuch „Missale des Wolfgang Vorchtenauer“ stammt aus dem Jahr 1466

(Bild: EVELYN HRONEK)

Die Schau ist bis 31. Oktober geöffnet; Mittwoch bis Sonntag und feiertags 10 bis 17 Uhr.