Baukultur hat viele Gesichter - und kennt neuerdings die Rückbesinnung auf Traditionen. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 wird ein vergessener Kalkbrennofen wieder aufgebaut. Die „Krone“ schaute in Gößl am Grundlsee vorbei - und staunte darüber, was historische Techniken für die Zukunft bedeuten.
Die Fahrt nach Gößl am Grundlsee führt am Schluss durch Natur pur. Doch in einem Waldstück entdeckt man eine Zeltplane, darunter eine Steinwand mit einer Öffnung. Rundherum wird heftig gearbeitet, ganz ohne Bagger, sondern nur mit Lederhandschuhen. „Wir verwenden einfachste Mechaniken“, sagt Andreas Zohner, Architekt in Ebensee. Teamwork und Muskelkraft sind beim Steineschleppen sowieso das Beste. „Wir mauern den alten Kalkbrennofen wieder auf“, erklärt Zohner das Treiben. „Er war bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Betrieb, doch nach dem Krieg wusste man nicht mehr, wie er funktioniert. Er ist durch falsche Befeuerung zusammengebrochen.“ Dann wucherte die Zeit darüber.
Zohner und seine Workshopteilnehmer machen den Ofen, mit dem man einst Branntkalk als Bindemittel für Mörtel herstellte, wieder zukunftsfit. Beim nächsten Workshop im Herbst (4. bis 8. September) wird man das Gewölbe aus Bruchsteinen einbauen und den Ofen erstmals drei Tage befeuern. Es wird dabei eine Brandwacht geben – ein notwendiges Ritual: Da kommen Handwerk, Tradition und Kultur nah zusammen.
Traditionelles Wissen darüber, wie man früher Häuser baute, bekommt im Zuge des Klimawandels wieder eine enorme Bedeutung.
Andreas Zohner, Architekt in Ebensee, Workshopleiter
Simple Smart einmal anders
Die Rettung des Kalkbrennofens ist Teil der Workshop-Reihe „Simple Smart Buildings“, die bis Herbst 2024 läuft. Sie bietet Einstieg in bewährte Bautechnologien von der Kalkherstellung aus regionalen Rohstoffen über die Sanierung von Kastenfenstern bis hin zu Lehmbautechniken.
Viele Vorteile
„Das ist kein Zurück in die Steinzeit, sondern das Wissen bekommt im Zuge des Klimawandels eine große Bedeutung“, sagt Zohner über die Reihe „Simple Smart Buidlings“. Ein Steinhaus etwa „speichert Wärme im Winter und kühlt im Sommer.“ Der Ressourcenverbrauch bei traditionellen Techniken sei zudem gering. Die Workshops stehen allen an historischer Bautechnologie Interessierten offen.
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