Corona-Spätfolgen
Vermehrt Fälle von zu früher Pubertät bei Mädchen
Die gesundheitlichen Spätkonsequenzen der Corona-Pandemie kommen immer mehr heraus. Italienische Spezialisten berichten von einer starken Zunahme der extrem frühen Pubertät (Pubertas praecox) bei Mädchen. Die Ursache dafür könnte der veränderte Lebensstil mit weniger Sport, mehr Übergewicht und mehr Zeit vor den Bildschirmen sein.
„Unsere Studie bestätigt den Anstieg der Fälle von vorzeitiger Pubertät während Covid-19 und identifiziert Faktoren, die dazu beitragen, wie schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung, zu viel Zeit vor Bildschirmen und gestörter Schlaf“, sagte Mohamad Maghnie, Chef der Universitätskinderklinik an der Universität von Genua. Der Studienautor weiter: „Wir fanden heraus, dass ein beschleunigter Anstieg des Körpergewichts bei Mädchen mit vorzeitigem Eintritt der Pubertät während der Pandemie und speziell eine schnelle Gewichtszunahme damit verbunden ist.“
Man spricht in der Medizin von einer extrem frühen Pubertät, wenn schon im achten Lebensjahr eine Brustknospe mit Drüsengewebe entsteht. Bei Ausschluss anderer Ursachen können auch verstärktes Wachstum sowie verschiedene Hormonparameter in frühen Jahren fortschreitenden Anzeichen einer Pubertas praecox ohne bekannten Grund sein.
Vier Fälle mehr pro Monat
Die Anzahl der betroffenen Mädchen, während der Pandemie, ist enorm gestiegen. Die Universität Genua verzeichnet vier Fälle mehr im Monat. Zwischen Jänner 2016 und März 2020 waren es 72 Fälle, während im Zeitraum von März 2020 und Juni 2021 61 Fälle identifiziert wurden.
Die Betroffenen haben oft einen zu hohen Body-Mass-Index (BMI), verbringen durchschnittlich mehr als zwei Stunden vor den Bildschirmen oder haben teils auch völlig mit Sport aufgehört.
„Die Rolle von Stress, sozialer Isolation, vermehrte Konflikte mit den Eltern, die wirtschaftliche Situation und der vermehrte Gebrauch von Desinfektionsmitteln für die Hände- und Oberflächenhygiene sind weitere mögliche Hypothesen für den früheren Wechsel in die Pubertät, obwohl auch eine biologische Adaption nicht ganz ausgeschlossen werden kann“, wird der Studienautor zitiert.
Betroffene sogar jünger als sechs
Italien - besonders Norditalien - war Anfang 2020 besonders schlimm von Covid-19 betroffen. Die Behörden griffen mit extremen Maßnahmen wie Schulsperren, Ausgehverboten und weiteren Maßnahmen durch. Die Wissenschaftler in Genua haben sogar vier Mädchen mit Pubertas praecox, die jünger als sechs Jahre waren, identifiziert.
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