Alaska bis Deutschland
Werbeplakat zeigt russische Allmachtsfantasie
Seit Wladimir Putins Truppen die Ukraine überfallen haben, fragen sich viele westliche Beobachter: Würde Moskau weiter vorrücken, wenn Kiew fallen würde? Ein Werbeplakat in der Stadt Tambow liefert düstere Anhaltspunkte.
„Wir werden euch lehren, das Vaterland zu lieben“, steht darauf in großen schwarzen Lettern geschrieben. Der Schriftzug, auf den zuerst der Journalist Yaroslav Trofimov vom „Wall Street Journal“ aufmerksam gemacht hat, überzieht eine imaginäre Weltkarte. Darauf zu sehen: die neuen Landesgrenzen Russlands.
Trofimov teilte das Bild auf X (vormals Twitter):
Diese reichen von Alaska bis nach Deutschland. Geht es nach der russischen Propaganda-Geografie, sollen das gesamte Baltikum, der Balkan, große Teile Mitteleuropas, Finnland und ein Teil der USA unterworfen werden. Staaten wie Schweden, Österreich, Italien oder die Türkei bleiben dem Plakat zufolge verschont.
Unterstützung für Krieg ungebrochen
Trotz des Blutvergießens, das auch russischen Familien unermessliches Leid bringt, ist die Unterstützung für den Krieg in Umfragen hoch geblieben. Auch wenn die herausgegebenen Daten nicht unabhängig überprüft werden können.
Soziologen und westliche Beobachter führen das darauf zurück, wie der Krieg in Staatsmedien dargestellt wird. Putins Propagandamaschine sei es gelungen, eine verzerrte Wahrnehmung zu schaffen, die keinen Raum für objektive Fakten lässt, heißt es immer wieder.
Dabei wird so gut wie jede Handlung - egal, ob Angriff oder Rückzug - als Versuch beschrieben, das russische Volk zu schützen. Militärische Erfolge werden zudem aufgeblasen und ausgeschlachtet. Zudem drohen bei Kritik und öffentlichem Protest drakonische Strafen.
Wladimir Solowjow als Putins Sprachrohr
Eine wichtige Rolle in Putins Propaganda-Maschinerie übernimmt Wladimir Solowjow. Fast jeden Abend spricht er zur besten Sendezeit zu einem Millionenpublikum. Putins Sprachrohr schreit, ätzt, lügt - und arbeitet wie kein anderer am Status seines Präsidenten. Einmal widmete Solowjow etwa fast eine Minute seiner Sendezeit dem Umstand, dass Putin reaktionsschnell einen vom Tisch rollenden Bleistift fing.
Die falschen Erzählungen zu Russlands vermeintlichen Feinden sind ein Mitgrund dafür, dass sich immer mehr Russen dem kruden Weltbild des „Vaterlandes“ verschreiben. Heuer sind in den ersten sechs Monaten nach offiziellen Angaben 185.000 neue Berufssoldaten der Armee beigetreten.
Steht nächste Mobilisierung bevor?
Zudem hat das russische Parlament den Weg für eine weitere Mobilisierung geebnet. Das Höchstalter für die Einberufung zum Wehrdienst wurde im Juli deutlich erhöht. Männer, die ihren Dienst ohne weitere Verpflichtung abgeschlossen haben, können je nach Kategorie bis zum Alter von 40, 50 oder 55 Jahren einberufen werden. Bei hohen Offizieren wurde die Grenze gar auf 70 Jahre angehoben.
Für junge Männer ist es nun schwieriger, der Einberufung zu entgehen. Russland hatte vor dem Hintergrund des Überfalles auf die Ukraine im September seine erste Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg angekündigt. Mehr als 300.000 ehemalige Soldaten wurden einberufen. Verteidigungsminister Sergei Schoigu hat angekündigt, die Zahl der Berufssoldaten und Wehrpflichtigen insgesamt von 1,15 Millionen auf 1,5 Millionen zu erhöhen.
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