Social Media als „Propaganda-Medium“ der Parteien?
Was vor 20 Jahren peinlich war, ist heute unverzichtbar: Politiker auf Instagram & Co. „Social Media muss eine Lebenseinstellung von Parteien sein“, ist Politikwissenschaftler und Social-Media-Experte Philipp Ploner überzeugt. Die Gefahr: Politische Botschaften können ungefiltert und schnell verbreitet werden - egal wie hoch der Wahrheitsgehalt ist. Ebenfalls möglich ist es, mit Werbebudgets in Millionenhöhe Meinungen zu kaufen - und damit ganze Wahlen zu drehen. Moderatorin Conny Winiwarter hat nachgefragt.
Wer nur mehr auf Fernsehen und Zeitungen setzt, ist „out of the game“, so der Social-Media-Experte. Dieses Wissen ist auch längst in den Parteizentralen angekommen. Denn vor allem die jungen Menschen können beinahe ausschließlich auf Instagram, TikTok & Co. mit Meinungen und den eigenen PR-Botschaften erreicht werden - und das auch noch ungefiltert und ohne kritischen Gegenpol.
„Botschaften werden propagandamäßig rausgeblasen“ „Der Algorithmus bestätigt dich immer - egal welche Meinung du hast“, so Ploner. Für Parteien also ein leichtes Spiel, für User durchaus gefährlich. Dadurch entstehen „extreme Polarisierungen“, nicht selten sind sie der Nährboden für radikale Einstellungen und Meinungen.
Politikwissenschaftler Philipp Ploner erklärt die Social-Media-Strategien der Parteien.
(Bild: krone.tv)
Die Lösung? „Man sollte aus allen Spektren jemanden finden, dem man zuhören kann - und dieser Person auf Social Media folgen“, schließt sich der Politikwissenschaftler dem Appell von Bundespräsident Alexander van der Bellen an.
ÖVP „besser als im Fernsehen“, Kickl „sollte freundlicher auftreten“ Exemplarisch durchleuchtet der Social-Media-Experte im Interview auch die Strategien der Partei. Die ÖVP „versucht sich als Team zu positionieren“ und alle der sogenannten Politikfelder abzudecken. Gelingt das? Ploner: „Deutlich besser als im Fernsehen.“ Die FPÖ hat eine andere Strategie: „Die Blauen gehen immer auf Pain-Points“ und streuen Salz in die Wunden der Gesellschaft.
Der Wahlkampf ist eröffnet, wie die neue Kampagne der Volkspartei zeigt.
(Bild: APA, ÖVP, Krone KREATIV)
Und: Die FPÖ greift bereits auf Künstliche Intelligenz zurück. „Da mangelt es bei anderen Parteien.“ Dabei werden Künstliche Intelligenzen den kommenden Wahlkampf maßgeblich mitgestalten, so Ploner. Und dieser ist auch schon eröffnet, wie die aktuelle Kampagne der ÖVP zeigt. Für Herbert Kickl hat der Politikwissenschaftler auch einen strategischen Tipp: „Er sollte verbindlicher und freundlicher auftreten.“
Kann man Wähler kaufen? Mit Geld kann man heutzutage fast alles kaufen. Auch Wähler auf Social Media? Indirekt ja. „Parteien können Meinungen und Breite kaufen. Wer sichtbarer und lauter ist, der wird eher gehört“ - und gewählt. Bestes Beispiel: „Donald Trump“. Vor allem im Wahlkampf können die Werbebudgets auf Social Media „in die Millionen“ gehen. Wo das Geld herkommt? Aus unserem Steuertopf.
Wie intrigantes Dirty Campaigning in der Praxis aussieht, inwiefern Ploner der Auslöser für das Social-Media-Profil von Heinz Christian Strache war und viele weitere Beispiele aus der Praxis sehen Sie im Video oben.
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