Kostelic wütend

Einfädler-Affäre um Hirscher schlägt hohe Wellen

Sport
22.01.2012 18:26
Die Wogen im Weltcup gehen hoch. Viele waren nach erster Betrachtung der TV-Bilder aus Zagreb überzeugt, dass sowohl Felix Neureuther als auch Marcel Hirscher dort im ersten Lauf eingefädelt haben. FIS-Renndirektor Günter Hujara erklärte aber später: "Meiner Meinung nach war alles korrekt!" Was freilich vielen die Zornesröte ins Gesicht trieb. Weltcupsieger Ivica Kostelic, am Sonntag auch Gewinner der klassischen Hahnenkamm-Kombination, fluchte etwa in die ORF-Mikrofone: "Es war nur ein Rennen, aber die Schande bleibt für immer."

Hirscher hatte zu diesem Zeitpunkt das Zielgelände bereits verlassen. Nachdem er wegen eines möglichen Einfädlers im ersten Lauf kurzfristig disqualifiziert worden war, dann wieder in die Wertung genommen wurde – um im zweiten wirklich einzufädeln. "Es war ganz eindeutig", sagte er, "aber ich habe es selbst nicht gemerkt."

FIS unter Zugzwang
Aber spürt man manche Einfädler wirklich nicht? Benni Raich etwa erklärt: "Im Normalfall schon." Und Slalom-Sieger Christian Deville meint sogar: "Höchstens in zwei von 1.000 Fällen merkt man das nicht." Fest steht, dass jetzt die Verantwortlichen des Weltverbandes unter Zugzwang sind. Der Slalomsport ist viel zu schnell geworden. "Torrichter können solche Dinge jedenfalls nicht sehen", ist Raich überzeugt. Sogar Hirscher fordert eine rasche Reaktion: "Die FIS wird sich etwas einfallen lassen müssen. Es muss alles fair und regulär bleiben."

Vor allem sein extremer Fahrstil macht es unmöglich, Torfehler so einfach zu erkennen. Auch Hujara ist bewusst, dass durch die "Einfädler"-Diskussion der Druck auf die FIS riesengroß geworden ist. "Wir müssen in Zukunft alle nur erdenklichen Möglichkeiten ausnützen - Dinge wie Videoanalysen und so weiter. Es darf kein Platz für Spekulationen sein."

Der Zeitpunkt des Aufkommens der Gerüchte, nämlich vor den Klassikern in Kitzbühel und Schladming, kostete Hirscher einen Grinser, wie er süffisant erklärte. Von wem die Hinweise kamen, ist noch immer ungeklärt. Aber wer immer es war, hatte nur ein Ziel: sie an die Öffentlichkeit zu bringen. Und er hätte nicht aufgehört, bis das auch eingetroffen wäre.

Kostelic: "Das ergibt ein unsauberes Bild"
"Das ergibt für mich ein unsauberes Bild", meinte Kostelic zur Tatsache, dass Hirscher nach Einfädlern weiterfährt wie auch in Kitzbühel. Und zur Hujara-Erklärung, wonach es in Zagreb keinen Einfädler von Hirscher gegeben habe, lächelte er später nur milde: "Wenn meine Augen in Ordnung sind, dann war das ein Einfädler - er sollte sich das nochmals anschauen." Und Mario Matt stellte fest: "Es gibt ganz klare Regeln: Demnach muss auch die Skispitze außerhalb des Tores vorbeifahren."

Schröcksnadel und Glavic einer Meinung
Auch Österreichs Ski-Präsident Peter Schröcksnadel beschäftigte das Thema. Bereits am Samstag hatte sein Cheftrainer Mathias Berthold in Interviews Einfädler von Hirscher und Neureuther bestätigt. Nach der nochmaligen Analyse zweifelte allerings auch Schröcksnadel wieder. Und genau diese Unsicherheit ist auch für ihn das Problem. "Es muss alles ganz klar sein. Der Fall ist etwa wie im Fußball, wenn ein umstrittener Elfmeter gegeben wird. Aber das kann nicht sein." Hirscher will er jedenfalls keinen Vorwurf machen. "Es geht alles so schnell, dass die Läufer solche Dinge wirklich nicht bemerken."

Damit ist er absolut einer Meinung mit seinem kroatischen Amtskollegen Miho Glavic. Auch für ihn ist klar, dass der Weltverband reagieren muss. "Es muss klare Regeln geben. Und es kann nicht sein, dass Unregelmäßigkeiten ohne Konsequenzen bleiben. Wir müssen alle gemeinsam den Schaden für den Sport minimieren."
Schuldzuweisungen erspart er sich.

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