Die Wiener Obdachlosen-Morde schockieren. Der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner spricht bei krone.tv über die Angst, dass der Täter bald wieder zuschlagen könnte.
krone.tv: Herr Schwertner, zwei Tote, eine Verletzte: Wie leben Wohnungslose mit der brandgefährlichen Situation?
Klaus Schwertner: Sowohl unter den Betroffenen, als auch unter unseren Mitarbeitern ist die Betroffenheit sehr groß. Es hat so eine Form der Gewalt in Wien, aber auch in ganz Österreich, gegen obdachlose Menschen noch nicht gegeben. Ja, in den letzten Jahren hat es Einzelfälle von Gewalt oder Beschimpfungen gegeben. Aber dass zwei Menschen getötet wurden und einer verletzt wurde, ist eine völlig neue Dimension der Gewalt.
Wie wird in der Szene über die Morde geredet?
Wir hören einerseits, dass viele Betroffene das nicht mitbekommen haben, weil diese Menschen teilweise keine herkömmlichen Medien lesen, teilweise psychisch krank oder angeschlagen sind und deshalb auch gar nicht erfassen können, was da passiert ist, und andererseits, weil es teilweise Sprachbarrieren gibt. Aber die Verunsicherung bei jenen, die es mitbekommen haben, ist groß, und die Frage, die sich alle stellen - auch unter den Mitarbeitern - ist, ob der Täter bald wieder zuschlägt und wer das nächste Opfer ist.
Welche Möglichkeiten des Schutzes werden nun Obdachlosen geboten? Wird das Angebot weiter ausgebaut?
Als erste Maßnahme hat die Stadt Wien gemeinsam mit Trägern wie der Caritas an 5 Standorten 90 zusätzliche Schlafplätze zur Verfügung gestellt. Aktuell sind wir im laufenden Austausch mit der Polizei, bei dem weitere Maßnahmen beschlossen werden. Das, was wir für wichtig erachten würden, wäre, dass zusätzliche Streetwork-Teams auf die Straße geschickt werden, um die Menschen zu informieren und um gegebenenfalls helfen zu können.
Was raten Sie den Wienern und Wienerinnen - wie können sie helfen?
Es ist der Appell ganz dringend, die Augen und Ohren offen zu halten. Das heißt einerseits, bei verdächtigen Beobachtungen die Polizei zu informieren. Andererseits, wenn obdachlose Menschen wahrgenommen werden, bei der Caritas anzurufen, damit wir helfen können.
Das ganze Interview sehen Sie im Video oben!
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