Umwelttechnologie

Wo die EVN in Europa die Nummer Eins ist

Wirtschaft
19.08.2023 05:59

Der Stromversorger hat noch ein anderes Geschäftsfeld: Bei Anlagen für Klärschlamm-Verbrennung ist die Tochter WTE groß im Geschäft: Von Bahrain bis Berlin und München baut sie Anlagen, in Summe hat sie Aufträge im Wert von zwei Milliarden Euro. Das könnte aber erst der Anfang sein.

„Wir machen mit Dreck Geld“, schmunzelt EVN-Chef Stefan Szyszkowitz immer, wenn er über die Geschäfte der 100%-Tochter WTE spricht. Die Umwelttechnik-Firma mit 500 Beschäftigten und Sitz in Essen in Deutschland hat sich zu Europas Nummer Eins für Klärschlamm-Verbrennung (KSV) entwickelt. Dieser Abfall entsteht sowohl in der Industrie als auch im kommunalen Müll und wird teilweise verbrannt oder landet auf den Äckern.

Doch umwelttechnisch besser ist die thermische Verwertung, bei der auch Energie erzeugt wird. Szyszkowitz: „Deutschland hat jetzt per Gesetz festgelegt, dass bis 2029 stufenweise die Verwertung verpflichtend wird.“ Daher ist die WTE groß im Geschäft: In Hannover und Berlin sind Anlagen bereits in Bau. In München wurde dieser Tage ein Vertrag für eine 260-Millionen-Euro teure Anlage unterzeichnet, die die Verwertung des Klärschlamms der Stadt und von 22 angrenzenden Gemeinden übernimmt. „Da haben wir dann einiges auf unserer Visitenkarte“, freut sich Szyszkowitz, der mit etlichen Folgeaufträgen rechnet.

Insgesamt wickelt die WTE (wurde vor 20 Jahren von der EVN gekauft) aktuell 13 Projekte in sieben Ländern ab, mit einem Auftragsvolumen von rund zwei Milliarden Euro. Darunter sind auch Anlagen für die Abwasser- und Trinkwasserinfrastruktur, Kläranlagen und eben die KSV.

Größtes Einzelprojekt war (mit Partnern) die Kläranlage in Kuwait (1,6 Mrd. €). In Tubli (Bahrain) entsteht eine Kombination aus Klärschlamm-Verbrennung und Kläranlage. In Polen, Rumänien oder Litauen ist man im Geschäft. Die größten Konkurrenten für die EVN-Tochter sind zwei französische Konzerne, „aber wir haben ein Alleinstellungsmerkmal, weil wir Anlagen in allen Größen bauen können“ (Szyszkowitz). Hält der Auftrags-Boom an, wird sich bald die Frage stellen, ob man einen Partner in die WTE hineinnimmt, um für größere Aufgaben gewappnet zu sein.

Porträt von Manfred Schumi
Manfred Schumi
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