US-Geheimdienst:
Hauptziel ukrainischer Offensive nicht erreichbar
In den vergangenen Tagen ist wieder deutlich mehr Tempo in die ukrainische Gegenoffensive gekommen. Trotz der zuletzt erfolgreichen Gebietsgewinne wird die Ukraine aber ein wesentliches Ziel für dieses Jahr nicht erreichen können.
Der US-Geheimdienst geht davon aus, dass die ukrainische Gegenoffensive die wichtige südöstliche Stadt Melitopol nicht erreichen wird, zitiert die „Washington Post“ Personen, die mit den entsprechenden Geheimdienstberichten vertraut sind. Sollte sich diese Einschätzung als richtig erweisen, würde dies bedeuten, dass Kiew sein Hauptziel, die russische Landbrücke zur Krim zu kappen, in diesem Jahr nicht erreichen wird.
Russen bremsen wohl sehr effektiv
Grund dafür dürften Russlands intensive Vorbereitungen auf den Gegenstoß sein - riesige Minenfelder und zahlreiche Schützengräben bremsen die Ukrainer offenbar sehr effektiv aus. Nun besteht offenbar Sorge, dass sich der Westen gegenseitig mit Schuldzuweisungen überhäufen könnte, warum die Offensive trotz massiver finanzieller und materieller Unterstützung nicht so rasch vonstatten geht, wie von vielen erwartet.
Insbesondere der überwältigende Erfolg des Vorstoßes durch die Region Charkiw im vergangenen Herbst hat die Erwartungshaltung dabei hochgeschraubt. Melitopol ist für die Gegenoffensive der Ukraine von entscheidender Bedeutung, da es als Tor zur Krim gilt. Die Stadt liegt an der Kreuzung von zwei wichtigen Autobahnen und einer Eisenbahnlinie, die für die russische Versorgung essenziell sind.
Ukraine entschied sich für alternative Taktik
Doch in der ersten Woche der Kämpfe erlitt die Ukraine große Verluste gegen die gut vorbereitete russische Verteidigung, obwohl sie über eine Reihe neu erworbener westlicher Ausrüstungen verfügte. Zwar rechneten Szenarien der USA, Großbritanniens und auch der Ukraine bereits damit, die ukrainische Armee entschied sich aber dann doch dafür, zu einer Taktik mit kleineren Einheiten überzugehen, die an unterschiedlichen Fronten vorrücken.
So kam man zwar nur in kleineren Schritten voran, hatte aber auch entsprechend weniger gefallene Soldaten zu beklagen. Dennoch ist es bislang noch nicht gelungen, die Hauptverteidigungslinie Russlands zu durchbrechen.
Außenminister: „Es ist uns egal, wie lange es dauert“
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba räumte am Donnerstag ein, dass die ukrainische Gegenoffensive nur langsam vorankomme, sagte aber, Kiew werde nicht aufhören zu kämpfen, bis das gesamte Land zurückerobert sei. „Es ist uns egal, wie lange es dauert“, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Er forderte die Kritiker der Offensive auf, „sich der Fremdenlegion anzuschließen“, wenn sie schnellere Ergebnisse wollten. „Es ist einfach zu sagen, dass man will, dass alles schneller geht, wenn man nicht dabei ist“, sagte er.
Rächt sich Schlacht um Bachmut?
Aus der ukrainischen Armee heißt es zudem, dass der Zeitplan davon abhängt, wie schnell die Streitkräfte in die Minenfelder eindringen können - ein schwieriger Prozess, der die Ressourcen des Militärs für die Minenräumung in einem weiten Teil des Territoriums strapaziert hat.
Dazu kommt, dass die Ukraine monatelang Soldaten und Zeit in der Schlacht um Bachmut investiert hat. Jetzt besteht die Sorge, dass das übermäßige Engagement dabei, die Wirksamkeit der Gegenoffensive im Süden untergraben haben könnte.
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