„Sie bedrohten uns“
Leihmütterskandal auf Kreta: Opfer packt aus
Schockierender Leihmütterskandal auf der griechischen Insel Kreta: Mit Menschenhandel soll eine Klinik gutes Geschäft gemacht haben. Jetzt spricht eine der Frauen.
Unter den bereits vier Beschuldigten ist auch der vermeintliche Drahtzieher hinter dem Fall. Es handelt sich um den 73-jährigen Geburtshelfer und Inhaber der Klinik in Chania. Ebenso in Haft sitzen ein Embryologe (44), eine Sekretärin (41) und eine 38-jährige Frau, die die Vereinbarungen mit den Leihmüttern getroffen haben soll. Gegen weitere vier Personen wird ermittelt.
Leihmütter aus Osteuropa ausgebeutet
Die Klinik soll im großen Stil Frauen aus Osteuropa als Leihmütter ausgebeutet und Menschen mit Kinderwunsch durch Scheinbehandlungen betrogen haben. Allein seit Ende 2022 wurden 182 Fälle dokumentiert, in denen Frauen als Eizellenspenderinnen und Leihmütter ausgebeutet wurden. Die dafür benötigte richterliche Erlaubnis wurde dabei oft genauso wie Adoptionspapiere und medizinische Akten gefälscht.
Frauen bekamen 200 bis 600 Euro im Monat
Die Frauen aus Moldawien, der Ukraine, Georgien, Rumänien und Bulgarien - viele von ihnen Roma - stammen meist aus sehr armen Verhältnissen und wurden mit falschen Versprechungen nach Kreta gelockt. Für gerade einmal 200 bis 600 Euro im Monat mussten sie sich der Prozedur der künstlichen Befruchtung oder den Eizellenspenden mit dafür notwendigen Hormonbehandlungen unterziehen. Im Gegensatz dazu verlangte die Klinik pro Kinderwunsch von Kunden 70.000 bis 100.000 Euro.
Viele Mädchen, mit denen ich zusammenlebte, waren psychisch nicht bereit für eine Schwangerschaft. Einige waren offensichtlich depressiv.
Ein Opfer der Klinik
„Sie bedrohten uns, wenn wir nicht gehorchten!“
Gelebt haben die ausgebeuteten Frauen in 14 Wohnungen - und das „unter erbärmlichen Verhältnissen“, wie eine von ihnen jetzt einer griechischen Zeitung verriet. „Wenn wir nicht gehorchten, drohte man uns, man würde uns in unser Land zurückschicken. Wir standen unter ständiger Beobachtung. Viele Mädchen, mit denen ich zusammenlebte, waren psychisch nicht bereit für eine Schwangerschaft. Einige waren offensichtlich depressiv.“ Mittlerweile sind Paare, die mithilfe der Klinik Kinder bekommen haben, nach Kreta gereist. Dort wollen sie vor Gericht die Erlaubnis für DNA-Tests beantragen.
Raab fordert Vorgehen in der EU gegen Leihmutterschaft
Frauenministerin Susanne Raab zeigte sich erschüttert über die bekannt gewordenen Vorgänge in Griechenland: „Der schreckliche Fall von Ausbeutung in einer Klinik auf Kreta führt uns einmal mehr die Abgründe des menschenunwürdigen Leihmütter-Geschäfts vor Augen. Die Leihmutterschaft kann schwere psychische Belastungen bei Leihmüttern auslösen, begünstigt systematische Ausbeutung und Menschenhandel und steht daher im Widerspruch zur Menschenrechtskonvention.“ In Österreich ist Leihmutterschaft zwar verboten, sie könne aber über das Ausland umgangen werden, warnte die ÖVP-Ministerin und forderte die EU auf, geeint gegen diese Praxis vorzugehen.
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