Brief an „Krone“-Leser

Wehrschütz: „Habe keine prorussische Haltung“

Medien
18.08.2023 20:56

Der ORF ist offenbar auf russische Propaganda hereingefallen. Zum korrekten Text von Korrespondent Christian Wehrschütz wurden falsche Bilder ausgestrahlt.

Der ORF hat am Dienstag einen „ZiB 1“-Bericht zu Korruption und Zwangsmobilisierung in der Ukraine mit falschem Bildmaterial unterlegt. Denn die Videos hatten nichts mit dem Thema zu tun. Mittlerweile hat der ORF eingestanden, offenbar russischer Propaganda aufgesessen zu sein.

Faktencheck-Plattform deckte Fake News auf
Als Arbeitgeber entschuldigte sich der ORF ebenso wie Reporter-Legende Wehrschütz. Denn sein Beitrag sollte zeigen, wie sich der Leiter einer Stellungskommission bereichert, indem er Männer ausreisen lässt. Doch laut einem Faktencheck der Plattform Mimikama sei auf dem Video die Festnahme eines Agenten des russischen Inlandsgeheimdienstes SBU zu sehen. Und in einem weiteren Kurzfilm handle es sich um demonstrierende ukrainische Studenten, die nicht im Ausland studieren dürfen.

„Dachte, Video stammt aus einer seriösen Quelle“
In einem offenen Brief an die „Krone“ und ihre Leser bezog Wehrschütz - die „Stimme des ORF aus der Ukraine“ - ebenso ehrlich wie zerknirscht Stellung, um zu erklären, weshalb er die Videos nicht zusätzlich überprüft hatte: „Ich dachte, dass sie aus einer seriösen Quelle stammen.“

Hier der Originalbrief von Wehrschütz, um sich ein Urteil über den „journalistischen Fehler“ zu bilden.

„Sehr geehrte Leserinnen und Leser der ,Krone‘! 
Bei der ,ZiB 1’ zur Korruption in den ukrainischen Streitkräften ist mir ein Fehler unterlaufen. Wir haben ein Video gezeigt, das nicht die Verhaftung eines Wehrunwilligen, sondern nach Darstellung des SBU die Festnahme eines Spions zeigt. Der Fehler unterlief, weil wir aus seriöser österreichischer Quelle 77 derartige Videos erhalten und das verwendete nicht mehr gesondert überprüft haben. Dieser Fehler wird mir eine Lehre sein, denn er ist der erste dieser Art in 23 Jahren als Korrespondent. Das Gesagte ändert nichts daran, dass die Berichterstattung in der ,ZiB 1‘ über die Korruption in den ukrainischen Streitkräften an sich korrekt war und ist. Zweitens: Ich habe nie behauptet, dass in der Ukraine nicht gegen korrupte Personen ermittelt wird oder diese Personen ihr Amt verlieren.

Doch ein wirklich großer Fisch ist bisher nicht im Gefängnis gelandet, und damit fehlt eine massive Abschreckungswirkung - zum Schaden des Landes und der europäischen Steuerzahler.

Zum Schluss: Der Vorwurf einer prorussischen Haltung ist einfach nur falsch und böswillig. Wir riskieren nicht unser Leben in der Ukraine für fremde Interessen, sondern darum, um der österreichischen Bevölkerung ein objektives Bild der Lage zu ermöglichen - und das werden wir auch weiterhin tun.“

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