Ex-Rotlicht-König

Mafia-Anklage gegen früheren Wiener Gürtel-Boss

Österreich
23.01.2012 17:51
Seit Anfang April 2010 sitzt Richard St., einstiger Wiener Rotlicht-König, in U-Haft. Nach langwierigen Ermittlungen liegt nun die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wien vor. Und die hat es in sich: Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella wirft dem 41-Jährigen und fünf Mitangeklagten vor, mit zahlreichen anderen Personen eine "mafiaähnliche Organisation" gebildet und sich "im großen Umfang" bereichert zu haben.

Spätestens 1998, so die Staatsanwältin, habe St. (im Bild links neben seinem Anwalt) als Nachfolger des zu diesem Zeitpunkt in U-Haft einsitzenden Harald H. endgültig die Kontrolle über die Wiener Rotlicht-Lokale übernommen, wobei vor allem die beiden Mitangeklagten Peter A. und Dusko R. (alias "Rocky") als seine Handlanger Angst und Schrecken verbreitet hätten. Abgesehen davon versuchte St. laut Anklage auch über gute Kontakte zu Journalisten und Politikern an Einfluss zu gewinnen: In diesem Zusammenhang nennt die Anklägerin eine ehemalige Grünen-Politikerin, die in einem Etablissement der Rotlicht-Größe eine Buchpräsentation durchgeführt haben soll.

Anklage: Geschäftliche Konkurrenten terrorisiert
Tenor der Anklage: St. soll im Lauf der Jahre mit seinem auf Schutzgelderpressungen angelegten "Nokia-Club" geschäftliche Konkurrenten in Wien und Oberösterreich geradezu terrorisiert haben. Wer brav zahlte, durfte sich bei Bedarf der Hilfe des Rotlicht-Bosses sicher sein: So soll er dafür gesorgt haben, dass ein Mann, der Gelder veruntreut hatte, in seinem Auftrag in einem Pkw entführt und während einer 25 Kilometer langen Fahrt grün und blau geschlagen wurde.

In der Anklage werden weiters zwei Buttersäure-Anschläge auf Lokale missliebiger Konkurrenten erwähnt. Eine im Milieu tätige Geschäftsfrau aus dem Bezirk Ried im Innkreis, die St. offenbar ins Gehege gekommen war, wurde laut Anklage im Juli 2004 nachts von einem mit einem Vollvisierhelm getarnten Mann überfallen. Dieser habe so lange mit einem Baseball-Schläger auf sie eingeschlagen, bis sie sich tot stellte. Die schwer verletzte Frau leidet seither an einer posttraumatischen Belastungsstörung, weshalb dieses Delikt als absichtliche schwere Körperverletzung mit Dauerfolgen angeklagt ist.

Zudem war laut Anklagebehörde eine "Vergeltungsaktion" gegen eine ehemalige Lebensgefährtin eines Mitangeklagten geplant, die man angeblich Anfang 2010 mit Chloroform betäuben, auf die Donauinsel bringen, entkleiden und ins Wasser werfen wollte. Obwohl die Frau wochenlang ausgekundschaftet wurde, gelangte die Tat aber nicht zur Ausführung.

Noch ist nicht klar, wann die Verhandlung gegen den mutmaßlichen Rotlicht-Boss und seine angeblichen Handlanger stattfinden wird. Die Verteidiger haben bis Ende Jänner Zeit, allfällige Einsprüche gegen die Anklage vorzubringen.

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