Neue Todeszahlen
Warum ein Ende des Sterbens nicht in Sicht scheint
Neue Zahlen aus den USA lassen erahnen, wie brutal der Krieg um die Ukraine ist. Mehr als 500.000 Soldaten sollen bereits getötet oder verletzt worden sein - zivile Opfer nicht mitgerechnet. Experten gehen derweil davon aus, dass ein Ende der Gewalt noch in weiter Ferne liegen dürfte.
Jeden Tag sterben Menschen in der Ukraine. Sie treten auf Minen, werden im Nahkampf erschossen oder verbrennen unter Trümmern nach einem Raketen- oder Drohnenangriff. Die „New York Times“ geht mittlerweile von mehr als 500.000 getöteten oder verletzten Soldaten seit Beginn des Krieges vor eineinhalb Jahren aus. Das seien die neuesten Daten von US-Regierungsvertretern.
Die Verluste seit dem russischen Angriff im Februar vergangenen Jahres seien auf russischer Seite mit etwa 300.000 Toten oder Verwundeten höher als auf ukrainischer Seite.
Knapp 200.000 tote Soldaten
Die Zahl der gefallenen russischen Soldaten werde auf bis zu 120.000 geschätzt und die Zahl der verletzten auf 170.000 bis 180.000. In der Ukraine seien bei den Kämpfen rund 70.000 Soldaten ums Leben gekommen und 100.000 bis 120.000 verwundet worden. Das sind jedoch nur Schätzungen, die nicht unabhängig überprüft werden können. Kiew veröffentlicht keine offiziellen Zahlen und der Kreml wird beschuldigt, seine Statistiken nach unten zu korrigieren.
Bei all der Ungewissheit steht nur eines fest: Das Töten geht weiter.
Mehr Stellungskrieg als Gegenoffensive
Die ukrainische Gegenoffensive kommt nur langsam voran. Russische Truppen haben sich in den Wintermonaten tief eingegraben. Dieser Krieg ist längst zu einem Stellungskrieg geworden. Die russischen Verteidigungslinien sind nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow teilweise so dicht vermint, dass an manchen Teilen der Front bis zu fünf Minen pro Quadratmeter liegen.
In einem Gespräch mit dem britischen „Guardian“ sprach er von Millionen Sprengkörpern entlang der Front. Es gebe über Hunderte Kilometer hinweg Minenfelder. Das stelle ein ernstes Hindernis für die Gegenoffensive der ukrainischen Truppen dar.
Eine Rückkehr zum Verhandlungstisch scheint derzeit unrealistisch. Russlands Machthaber Wladimir Putin erkennt die Ukraine nicht als eigenen Staat an und die Ukraine will sich erst mit Russland unterhalten, wenn jeder einzelne feindliche Soldat wieder russischen Boden unter den Füßen hat - einschließlich der Krim, die bereits 2014 annektiert wurde.
US-Wahl könnte für Dauer entscheidend werden
Gustav Gressel, Senior Policy Fellow beim European Council On Foreign Affairs in Berlin, erklärte am Freitag der „Tagesschau“: „Man muss damit rechnen, dass dieser Krieg auf jeden Fall bis 2025 reichen wird.“ Die Dauer hänge entscheidend von der US-Präsidentschaftswahl im November 2024 ab. Sollte der republikanische Ex-Präsident Donald Trump gewinnen, wäre es gut möglich, dass sich die USA als Partner zurückziehen.
Trump hat bereits angekündigt, aus der NATO austreten zu wollen. Putin beschreibt er immer wieder als „starken, intelligenten“ Mann. „Sollte Donald Trump im November 2024 die US-Präsidentschaftswahl gewinnen, könnte er aus russischer Sicht im Jänner 2025 einen Deal anbieten, sodass Frühling 2025 der früheste Zeitpunkt wäre, zu dem der Krieg zu den eigenen - russischen - Bedingungen beendet werden könnte“, so Gressel.
Doch am Boden bleibt keine Zeit für Gedankenspiele. Die Ukraine hat nach Angaben ihrer Luftwaffe 15 russische Drohnen bei einem nächtlichen Angriff abgeschossen. 17 iranische Shahed-Drohnen seien bei der Attacke eingesetzt worden, erklärte die Luftwaffe am Samstag im Onlinedienst Telegram.
Was mit den anderen beiden russischen Drohnen passierte, wurde nicht mitgeteilt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie sich nicht in Luft aufgelöst haben und weitere Soldaten zu einer Statistik wurden.
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