Das Freibad in Bruck ist ein beinahe vergessenes Architektur-Juwel und sozialdemokratisches Monument. Warum die Zeit seit den 1960ern stillsteht und am „Ölberg“ keiner trocken bleibt.
Wer Ölberg hört, denkt an Jerusalem. Brucker allerdings, vor allem jene, die gerne schwimmen gehen, denken an den Hügel im Freibad, auf dem das Buffet thront. Der Name – steirisch gebellt ausgesprochen – kommt freilich von dem Zustand mancher Badegäste nach zu vielen Bieren.
Aber auch für diejenigen, die in jedem Sinne trocken bleiben wollen, ist das Brucker Bad eine Attraktion. Eingebettet in die Berglandschaft der Obersteiermark scheint hier die Zeit am 3. Juni 1967, dem Tag der Eröffnung, stehen geblieben zu sein: Hertha Frauneders denkmalgeschützter Bau ist pragmatisch und schnörkellos – ein Monument des Sozialismus in Badehose. Die Brucker Architektin war 1935 übrigens die erste Frau, die dieses Studium an der TU Graz abschloss.
Heute legen sich die Stammgäste mit ihren Plastik-Liegen in die erste Reihe auf dem akkurat gepflegten Rasen. Hanna Anhofer hält die Schwimmhaube bereit. „Diese Saison bin ich zum 33. Mal hier“, erzählt sie. Zuerst stehen zehn Längen im 50-Meter-Becken an, dann Köpfler vom Ein-Meter-Brett, dann Rutschen. „Da gibt es keine Altersbeschränkung.“
Rudolf Koraus fährt, seit er in Pension ist, immer wieder aus Niklasdorf hierher. „Weil’s super ist!“ Mit einer Einschränkung: Die Duschen sind kalt. Ein Nachteil des Badens in einem Denkmal.
2000 Badegäste an guten Tagen
Überhaupt ist das mit der richtigen Temperatur so eine Sache, weiß Bademeister Wolfgang Zöhrer. „Das Becken hat 25 Grad. Achtzig Prozent der Leute finden das zu kalt.“ Aber dass an einem starken Tag mit 2000 Badegästen jeder die Temperatur gut findet - unmöglich.
Einig wird man sich eher bei der Wahl der richtigen Jause: „An guten Tagen verkaufen wir 400 Portionen Pommes“, sagt Bruno Rabl, der das Buffet am „Ölberg“ betreibt. Und natürlich einige Biere und Muskateller-Spritzer. Sonst würde man dem Namen ja nicht gerecht werden.
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