Der große zweisprachige Kongress der Zeugen Jehovas im Wiener Ernst-Happel-Stadion ist am Sonntag ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. Nach der Detonation von zwei Sprengsätzen an Autos von Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft tags zuvor waren die Sicherheitsmaßnahmen erhöht worden. Die Zusammenhänge sind weiter unklar. Drohbriefe oder -Anrufe habe es zuvor keine gegeben, sagte ein Sprecher der Glaubensgemeinschaft.
Das Treffen der in Österreich anerkannten Glaubensgemeinschaft im Stadion sei „reibungslos und in absoluter Ruhe“ abgelaufen. Ohnehin habe man in den vergangenen Jahren vermehrt auf Sicherheitsmaßnahmen geachtet, nun sei man noch sensibilisierter. Zudem habe der Zwischenfall in der Steiermark dazu geführt, dass die betroffene Gemeinde mit den Nachbargemeinden noch „näher zusammengerückt“ sei. Diese hätten nach der Detonation Seelsorge für die Betroffenen angeboten.
Auch Kongress in Graz ohne Zwischenfälle
Kurz vor dem Vorfall hatten die Zeugen Jehovas in Graz einen Kongress abgehalten, bei dem es ebenfalls zu keinen Zwischenfällen kam. Der Abschluss der diesjährigen Kongress-Serie in Österreich unter dem Motto „Übt Geduld“ findet vom 25. bis 27. August in der Olympiahalle in Innsbruck statt. Auch dort würden nun die Sicherheitsmaßnahmen erhöht.
Eine unbekannte Person hatte die Sprengsätze angebracht, während die Besitzer der Fahrzeuge bei einer Gebetsstunde der Glaubensgemeinschaft „Zeugen Jehovas“ waren. Verletzt wurde niemand. Ob ein Zusammenhang mit der Glaubensgemeinschaft besteht, wird noch geprüft. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet.
„Bomben hätten noch mehr Schaden anrichten können“
Laut Polizeisprecher Markus Lamb wurden relativ viele Teile der Sprengsätze sichergestellt. Die Einzelteile sollen nun für eine Rekonstruktion wieder möglichst zusammengefügt werden. Klar sei mittlerweile, dass es sich um „keine 0815-Sprengsätze oder einfache Böller“ gehandelt habe, so Lamb: „Sie hätten mehr Schaden anrichten können, als sie letztendlich haben.“
Warum sie offenbar nicht ihr ganzes Sprengpotenzial entfaltet haben, werde noch analysiert. Diesbezüglich seien zwei Varianten denkbar: Entweder wollte der oder die Täter bewusst nicht mehr Schaden anrichten und sie nur zum „Schrecken einjagen“ nutzen, oder es wurde beim Bau der Sprengsätze ein Fehler gemacht, weshalb die Detonationen schwächer ausfielen. Die Überreste würden nun jedenfalls gründlich analysiert.
Motiv weiterhin unklar
Die Motivlage sei laut Lamb weiterhin unklar. Daher würden nun Umfelderhebungen geführt. Mitglieder der Zeugen Jehovas werden ebenso wie Nachbarn befragt. Die Ermittler hoffen weiterhin auf mögliche Augenzeugen, die verdächtige Personen nahe des Schotterparkplatzes eines Autohändlers nahe des Königreichssaals, in dem die Gebete stattgefunden haben, gesehen haben. Der Parkplatz ist auf der einen Seite von Bahngleis-Lärmschutzwänden und auf der anderen Seite von einer Hecke begrenzt und daher relativ uneinsichtig. Die beiden Fahrzeuge, an denen die Sprengsätze montiert wurden, waren mit dem Heck zur Hecke geparkt, wodurch der oder die Täter wohl vor Blicken geschützt die Montagen vornehmen konnte.
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