Sorge um Bio-Landbau

Gentechnik: Österreicher lehnen EU-Pläne klar ab

Österreich
21.08.2023 09:30

Auf wenig Zustimmung bei Österreichs Konsumenten stößt der vorgelegte Vorstoß der EU-Kommission zur Deregulierung der Verfahren der Neuen Gentechnik (NGT). Dies belegt eine aktuelle Umfrage.

Der im Juli präsentierte Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur NGT offenbart im Gegensatz zu strengen Regeln mit „alter“ Gentechnik einen deutlich gelockerten Ansatz. Die österreichische ARGE Gentechnik-frei ist strikt gegen diese Deregulierung.

Transparenz, Kontrolle und Kennzeichnung 
Mit den Ergebnissen einer Umfrage, wonach 83,1 Prozent von 1000 Teilnehmenden ebenfalls für strenge Kontrollen bei NGT analog zur „alten“ Gentechnik sind, und einem „White Paper“ geht der Verein in die Offensive.

Zitat Icon

Bei der Umsetzung der EU-Pläne würde der in Österreich besonders stark ausgeprägte Bio-Landbau bzw. die ,Ohne Gentechnik‘-Lebensmittelproduktion durch mangelnde Transparenz, Rückverfolgbarkeit und das Fehlen klarer Vorgaben für Koexistenz in Anbau, Transport und Vermarktung massiv unter Druck geraten.

ARGE Gentechnik-frei in einer Aussendung

Die ARGE Gentechnik-frei, die seit dem Gentechnik-Volksbegehren 1997 für „ohne Gentechnik hergestellte“ Lebensmittel eintritt und Mitglieder aus Handel, Lebensmittelproduzenten, Biobauern und Umweltorganisationen unter einem Dach vereint, präsentierte in einer Aussendung am Montag die klare Ablehnung der österreichischen Bevölkerung gegenüber den EU-Plänen, die aus der bei Marketagent in Auftrag gegebenen Umfrage hervorgeht.

Wer weiß schon, was künftig in unseren Paradeisern steckt! Denn in den Labors wird schon heftig manipuliert. (Bild: GLOBAL2000)
Wer weiß schon, was künftig in unseren Paradeisern steckt! Denn in den Labors wird schon heftig manipuliert.
(Bild: stock.adobe.com)

Nur 37,9% haben Vertrauen in NGT-Produkte
Sowohl die geplante Deregulierung für den Großteil der neuen Mutationsverfahren - wie etwa die Anwendung der Genschere Crispr/Cas - ist bei 88,3 Prozent der Befragten klar unerwünscht. Noch mehr Ablehnung erfuhr der Vorschlag der EU-Kommission, die Kennzeichnungspflicht abzuschaffen: 89,9 Prozent der Befragten wollen diese auch bei NGT-Produkten finden, und zwar direkt am Lebens- bzw. Futtermittel. Nur 37,9 Prozent äußerten hingegen Vertrauen in NGT-Produkte.

Die EU-Kommission will die Regeln für Gentechnik lockern, der Anbau manipulierter Pflanzen soll erlaubt werden. Österreich protestiert. (Bild: Stock Adobe/Wladimir Bulgar)
Die EU-Kommission will die Regeln für Gentechnik lockern, der Anbau manipulierter Pflanzen soll erlaubt werden. Österreich protestiert.

Auf einem achtseitigen „White Paper“ zur Neuen Gentechnik, das gleichzeitig publiziert wurde, fasst die ARGE Gentechnik-frei auch den bisherigen rund zwei Jahre andauernden Verlauf dieser Diskussion auf EU-Ebene zusammen und nennt dabei die aus Sicht des Vereins dabei bestehenden Kritikpunkte.

Fragen der Haftung ungeklärt
Zusammengefasst lauten diese, dass einerseits der EU-Vorschlag zur Kategorisierung von NGT-Pflanzen in zwei Arten wissenschaftlich nicht nachvollziehbar sei. Ungeklärt seien zudem „wesentliche Fragen der Haftung, Patentierung und Koexistenz“, und nicht zuletzt würde das in den EU-Verträgen festgelegte Verursacher- und Vorsorgeprinzip außer Kraft gesetzt, hieß es in der entsprechenden Aussendung.

(Bild: LK Wien)

Sorge um heimischen Bio-Landbau
Bei der Umsetzung der EU-Pläne würde der in Österreich besonders stark ausgeprägte Bio-Landbau bzw. die „Ohne Gentechnik“-Lebensmittelproduktion „durch mangelnde Transparenz, Rückverfolgbarkeit und das Fehlen klarer Vorgaben für Koexistenz in Anbau, Transport und Vermarktung massiv unter Druck geraten“, warnte die ARGE Gentechnik-frei. Die Gesetzesvorlage würde nachhaltige Unternehmenswerte zerstören, so deren Geschäftsführer Florian Faber, denn sie sei „massiv beeinflusst von den Interessen der Saatgut- und Biotech-Lobby“ und ein klarer Angriff auf zwei der am stärksten boomenden Qualitätssegmente auf dem europäischen Markt, der „Ohne Gentechnik“- und der „Bio“-Produktion.

Noch braucht es eine Akzeptanz dieser Vorschläge durch den EU-Rat und das EU-Parlament - und beide dürften die Vorlage in dieser Form keinesfalls akzeptieren, so Faber. Laut dem „White Paper“ ist der Ausgang der Verhandlungen jedoch noch ungewiss: Klare Befürworter seien die Niederlande, Spanien und Dänemark, klare Ablehnung gibt es von Österreich, Ungarn und der Slowakei, ansonsten fehle von den meisten Mitgliedstaaten noch eine eindeutige nationale Position.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt