Hohe Wahlbeteiligung

Sozialdemokrat Arevalo wird Guatemalas Präsident

Ausland
21.08.2023 11:45

In der Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala hat sich der Sozialdemokrat Bernardo Arevalo durchgesetzt. Der 64-Jährige siegte nach Angaben des Obersten Wahlgerichts (TSE) am Sonntag mit deutlichem Vorsprung nach Auszählung fast aller Stimmen mit 59 Prozent gegen seine Rivalin Sandra Torres. Torres, die ebenfalls den Sozialdemokraten angehört, holte demnach rund 36 Prozent der Stimmen.

„Das guatemaltekische Volk hat laut und deutlich gesprochen“, sagte Arévalo vor Journalisten. Er sprach sich in einer Rede gegen Korruption aus. Der Wahlsieger gab zudem an, dass sich bereits die Präsidenten der beiden Nachbarländer Mexiko und El Salvador bei ihm gemeldet hätten, um ihm zu gratulieren und ein gemeinsames Programm zu besprechen. Der frisch gewählte Präsident bedankte sich in sozialen Medien mit den Worten: „Es lebe Guatemala!“

Wahlgericht: „Historische Wahlbeteiligung“
Der scheidende rechtsgerichtete Präsident Alejandro Giammattei richtete seine Glückwünsche via Twitter (X) aus und forderte Arévalo dazu auf, „am Tag nach der amtlichen Bestätigung der Ergebnisse einen ordentlichen Übergang einzuleiten“. Nach Angaben des Wahlgerichts wurden am Sonntag „keine nennenswerten Zwischenfälle“ gemeldet. Es sei eine „historische Wahlbeteiligung“ verzeichnet worden, erklärte das TSE, ohne weitere Details zu nennen.

Die Stichwahl war in dem unter Armut, Korruption und Gewalt leidenden Land nötig geworden, nachdem Arevalo bei der ersten Wahlrunde am 25. Juni überraschend Platz zwei hinter Torres belegt hatte. Der 64-Jährige ist der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes, Juan José Arevalo (1945-1951). Er hatte versprochen, das Bildungssystem zu verbessern und die Gewalt und das Elend zu bekämpfen. In Umfragen galt er als Favorit für den zweiten Wahlgang.

Experte: „Für unser Land beginnt eine neue Ära“
„Der Sieg von Herrn Arevalo bedeutet die Niederlage der alten Politik, der Regierungspartei“, sagte der unabhängige Politikwissenschaftler Miguel Ángel Sandoval. „Für unser Land beginnt eine neue Ära, und wir müssen uns für einen friedlichen Übergang mobilisieren.“

Sandra Torres musste sich in der Stichwahl geschlagen geben. (Bild: AFP )
Sandra Torres musste sich in der Stichwahl geschlagen geben.

Die unterlegene Torres hatte sich bereits drei Mal vergeblich um das Amt beworben. Die 67-Jährige war früher mit Präsident Alvaro Colom (2008 bis 2012) verheiratet und hatte den Schwerpunkt im Wahlkampf auf die Themen Gewaltverbrechen und Armut gelegt. Torres verortete sich selbst Mitte-Links, hatte aber die Unterstützung der Rechten und der Evangelikalen und hielt vermehrt konservative Reden.

„Wir werden sehen müssen, ob Sandra Torres ihre Niederlage anerkennt, aber es wird eine lange Zeit bis zur Amtsübernahme geben. Das wird eine komplexe Zeit sein“, sagte Francisco Rojas, Rektor der Universität für den Frieden in Costa Rica. Der bisherige Präsident Giammattei scheidet Mitte Jänner aus dem Amt. Damit endet die seit zwölf Jahren währende Herrschaft des rechten politischen Lagers in dem zentralamerikanischen Land.

Staatsanwaltschaft ging vor Stichwahl gegen Arevalos vor
Der spektakuläre Aufstieg Arevalos beunruhigt die wirtschaftlichen und politischen Eliten des Landes, die ihn als Gefahr für ihre Interessen wahrnehmen. Seit Arevalos Einzug in die Stichwahl geht die Staatsanwaltschaft vermehrt gegen ihn vor. Im Juli etwa hatte ein Richter auf Antrag des Generalstaatsanwalts die Registrierung von Arevalos Partei wegen mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten bei der Einschreibung seiner Mitglieder ausgesetzt. Das Verfassungsgericht setzte diese im In- und Ausland kritisierte Entscheidung aber am nächsten Tag aus, der Oberste Gerichtshof kippte sie am Freitag komplett.

Riesige Geldsummen fließen von Auswanderern nach Guatemala
Tausende Guatemalteken wandern aufgrund von Armut und Gewalt jährlich in die USA aus. Die Geldsumme, die sie aus den USA an ihre Familien in Guatemala überweisen, ist im vergangenen Jahr auf 18 Milliarden US-Dollar (rund 16,5 Milliarden Euro) gestiegen - damit machen die Rücküberweisungen 19 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Guatemala aus.

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