Nach Skandal-Kuss

„Sexuelle Gewalt!“ Spanien-Boss gibt nun Fehler zu

Fußball International
21.08.2023 16:24

Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales zwang Weltmeisterin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem Finale einen Kuss auf den Mund auf und ist seitdem mit heftiger Kritik konfrontiert. „Eine Form der sexuellen Gewalt“, urteilt Ministerin Irene Montero. Einen Fehler gestand der zunächst uneinsichtige Verbandsboss aber erst spät ein. 

Die Bilder nach dem Finale in Sydney zeigten den großen Jubel der neuen Weltmeisterinnen, die tanzend mit dem goldenen Pokal ihren Titel feierten. Dann gratulierte Rubiales der zwölf Jahre jüngeren Hermoso, umarmte sie innig und küsste sie zweimal auf die Wange, ehe er mit beiden Händen ihren Kopf packte und sie auf den Mund küsste.

Kritik ist groß
Die Reaktion der Öffentlichkeit fiel eindeutig aus. „Es ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen“, schrieb Spaniens Gleichstellungsministerin Irene Montero auf X, vormals Twitter. Dies sei eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft. „Die Zustimmung steht im Mittelpunkt. Nur ein Ja ist ein Ja“, stellte die 35-Jährige klar. Spaniens Kultur- und Sportminister Miquel Iceta schloss sich an. Er bezeichnete das Verhalten des Verbandschefs als „inakzeptabel“ und forderte, Rubiales müsse nun „als allererstes Erklärungen abgeben und sich entschuldigen“.

Eine Erklärung gab dieser auch ab. „Idioten gibt es überall. Wenn zwei Menschen einen Moment der Zuneigung teilen, der nicht mehr als das bedeutet, darf man der Idiotie keine Beachtung schenken“, sagte Rubiales Radio Marca. Stunden später gab er sich in einem vom Verband veröffentlichten Video wesentlich gemäßigter: „Es gibt eine Sache, die ich bedauere, und zwar das, was zwischen mir und einer Spielerin passiert ist, zu der ich eine großartige Beziehung unterhalte. Da habe ich wahrscheinlich einen Fehler gemacht.“ Hermoso hatte in einer ersten Reaktion kurz nach der Siegerehrung auf einem Video aus der Kabine gesagt: „Das hat mir nicht gefallen.“ Sie hätte nicht gewusst, wie sie hätte reagieren sollen.

Hier die Fotos der umstrittenen Siegerehrung:

Andere Spielerinnen küsste Rubiales ebenfalls auf die Wange, wie auf Bildern in sozialen Medien zu sehen war. Der spanische Fußballverband RFEF war anschließend bemüht, die Szenen möglichst herunterzuspielen. „Es war eine ganz spontane gegenseitige Geste aufgrund der großen Freude über den Gewinn einer Weltmeisterschaft“, kam Hermoso in einer Erklärung zu Wort. Darin fügte die 33-jährige Stürmerin des mexikanischen Clubs Pachuca hinzu: „Der Präsident und ich haben ein großartiges Verhältnis zueinander. Sein Verhalten uns allen gegenüber war ausgezeichnet, und es war eine natürliche Geste der Zuneigung und Dankbarkeit.“

Sexuelle Gewalt
Spaniens politische und mediale Landschaft sieht das anders. „Wir alle denken: Wenn sie das vor den Augen ganz Spaniens tun, was werden sie dann nicht auch im Privaten tun? Sexuelle Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben“, kommentierte Ione Belarra, die Ministerin für Soziale Rechte. Die Tageszeitung „El Pais“ schrieb von einem „Eindringen in die Privatsphäre, eine Aggression“.

Angeblicher Machtmissbrauch im Nationalteam hatte schon im vergangenen Jahr 15 Nationalteamspielerinnen zum vorübergehenden Rücktritt verleitet. Nur drei kamen anschließend zurück, der kritisierte Teamchef Jorge Vilda blieb im Amt und betreute Spanien auch bei der WM. Rubiales hatte Vilda öffentlich den Rücken gestärkt. Das Verhältnis zwischen Coach und Team ist angeblich immer noch nicht störungsfrei. Nach dem Titelgewinn in Australien feierten die Spielerinnen lange ohne das Trainerteam.

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