Im Stall, am Feld oder in der Direktvermarktung: Die Digitalisierung macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Gerade die kleinstrukturierte Landwirtschaft soll von künstlicher Intelligenz in Zukunft profitieren. Die digitale Welt könnte den kleineren Betrieben enorm helfen.
Roboter melken Kühe, Drohnen kontrollieren das Wachsen des Getreides, Spaten messen Nährstoffe im Boden und mit der Dating-App Optibull gibt es mittlerweile eine Art Tinder für Rinder: Die Landwirtschaft ist jetzt schon digitaler als viele glauben. „Rund 95 Prozent der Bauern im Land nutzen das Internet bereits für Förderungsanträge“, betont Tirols Agrarlandesrat und LHStv. Josef Geisler.
Hilfe durch Künstliche Intelligenz
Künftig soll aber auch bei der Arbeit im Stall, am Feld oder in der Direktvermarktung die Digitalisierung aktiv vorangetrieben werden. „85 Prozent der Landwirtschaften in Tirol werden von nicht hauptberuflichen Bauern betrieben. Durch neue Technologien ergeben sich aber große Chancen, die man nützen sollte“, sind sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Staatssekretär Florian Tursky (beide ÖVP) einig. So sei etwa im Ackerbau „Precision Farming“, also zielgerichtete Bewirtschaftung, ein Thema. „Künstliche Intelligenz könne hier etwa helfen, ein Feld zu scannen und dabei Unkraut präzise zu erkennen und gezielt zu bekämpfen“, erklärt Tursky. Im Stall wiederum können etwa Transponder, Melk- oder Fütterungsroboter Landwirte gut unterstützen.
85 Prozent der Landwirtschaften in Tirol werden von nicht hauptberuflichen Bauern betrieben. Durch neue Technologien ergeben sich aber große Chancen, die man nützen sollte.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Staatssekretär Florian Tursky
Förderung vom Bund
Allen sei aber bewusst, dass die Digitalisierung eine Herausforderung ist, weil sie für viele Bauern Neuland bedeutet. Aus diesem Grund will man mit diversen Programmen an Schulen den Landwirten die digitale Welt näher bringen. Gleichzeitig soll das Glasfasernetz ausgebaut werden. Die Bundesregierung hat daher die „Connect“-Förderung im Rahmen der Breitbandmilliarde auch für die landwirtschaftlichen Betriebe geöffnet.
Auf EU-Ebene muss laut Tursky noch geklärt werden, wem die durch Digitalisierung in der Landwirtschaft erhobenen Daten gehören. „Das sollte auf jeden Fall der jeweilige Landwirt sein, nicht Firmen, die die Maschinen herstellen“, so der Digitalisierungs-Staatssekretär. Bei der Beschaffung der teuren „Spezialmaschinen“ werde man in Tirol versuchen, dies überbetrieblich zu lösen. „Diese könnten etwa über den Maschinenring angeschafft und in mehreren Betrieben eingesetzt werden“, sagt Geisler.
„Krone“: Herr Minister Totschnig, wie wichtig ist denn die Digitalisierung für die Landwirtschaft?
Norbert Totschnig: Das ist eine Schlüsselfrage für die Zukunft. Wir sehen die Forderungen nach mehr Ressourceneffizienz, und die Auswirkungen des Klimawandels. Durch die Digitalisierung entstehen viele neue Chancen, die Arbeit zu erleichtern, kostengünstiger zu arbeiten und auch betriebliche Entscheidungen zu verbessern.
Wie macht man die Digitalisierung den Bauern schmackhaft und attraktiv?
Wir stellen praxisnahe Lernmöglichkeiten und Beratungsinstrumente zur Verfügung. Das große Projekt „Innovation Farm“ zielt darauf ab, dass wir zeigen, wie die Digitalisierung und auch die künstliche Intelligenz auf dem Bauernhof funktioniert. Unsere Bauern haben die Möglichkeit, sich das in Schulen oder auch in Projektbetrieben anzuschauen.
Wie wird das Projekt unter den Landwirten aufgenommen bzw. gibt es auch schon Kritiker oder Gegner?
Wir sehen ein sehr großes Interesse, es wird sehr offen aufgenommen. Wir versuchen alles, damit wir Schwelle gemeinsam überwinden, damit man sich mit dem Thema Technologie und Digitalisierung noch intensiver beschäftigt. Und: Bis dato habe ich keine negativen Rückmeldungen erhalten - das Gegenteil ist der Fall.
Das Interview führte Sebastian Meinert, Kronen Zeitung
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