Bald neue Beitritte?
BRICS-Staaten wollen „Diktat“ des Westens beenden
Die fünf aufstrebenden Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - bekannt auch unter der Abkürzung BRICS - haben sich zum Ziel gesetzt, dem „Diktat“ des Westens unter Führung der USA ein Ende zu setzen. Dazu wollen sie massiv expandieren und weitere Staaten an sich ziehen. Dies soll beim am Dienstag und Mittwoch stattfindenden Gipfel in Südafrika gelingen.
Mehr als 30 Länder haben ihre Teilnahme am BRICS-Gipfel bestätigt. Dazu sind 67 hochrangige Politiker aus Afrika und dem globalen Süden eingeladen sowie 20 internationale Vertreter, einschließlich der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und die regionalen Wirtschaftsgemeinschaften Afrikas.
Nur einen Gast wies man zurück: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Interesse bekundet, am Gipfel teilzunehmen - erhielt aber keine Einladung. Ehemalige Kolonialherren und westliche Industriemächte sind nicht erwünscht.
Dutzende Staaten zeigen Interesse
Schon jetzt machen die fünf BRICS-Länder nach eigenen Angaben 42 Prozent der Weltbevölkerung, 30 Prozent der globalen Landfläche und 24 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus. Nach Angaben von Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor hätten etwa 40 Staaten unverbindlich Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet, 23 davon konkret, einschließlich Argentinien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Ägypten, Iran, Kuwait, Bangladesch, Venezuela und Thailand.
Russland sieht sich dabei voll in seinem Element. Eine Erweiterung von BRICS sei zweifellos eine bedeutende Stärkung und „erhöht ihr Gewicht in den globalen Fragen“, wie Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Voraus sagte. Er vertritt Kremlchef Wladimir Putin, der dem Treffen sicherheitshalber fernbleibt. Der 70-Jährige müsste sonst fürchten, wegen seiner Invasion in der Ukraine gemäß dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichts in Den Haag als Kriegsverbrecher festgenommen zu werden.
Alternativen zur Weltwährung Dollar
Nachdem im Westen die Freude groß war über das Fernbleiben des Kremlchefs und seine angebliche Isolation auf der Weltbühne, teilte Putin mit, er nehme ja teil und lasse sich per Video zuschalten. Dabei dürfte er einmal mehr für eine Abkehr vom Dollar werben. Der russische Präsident kritisiert die US-Währung seit langem als Instrument des politischen Machtkampfes Washingtons und setzt sich dafür ein, dass die Staaten ihre Geschäfte in den nationalen Währungen abwickeln. Dabei solle auch die von den BRICS-Staaten gegründete Entwicklungsbank NDB (New Development Bank) helfen.
Während der Kreml die BRICS-Allianz für seine anti-westlichen Zwecke nützen möchte, betonte die südafrikanische Außenministerin, dass man weder anti-westlich noch pro-russisch sei. Es gehe vielmehr darum, dass westliche Industriemächte die Belange des globalen Südens zunehmend vernachlässigten, erklärte sie mit Seitenhieb auf die G7-Länder Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Großbritannien und die USA.
Unabhängige Beobachter sehen die Werbung für „BRICS plus“ trotz gegenteiliger Beteuerungen als klaren Versuch, dem Westen Konkurrenz zu machen. BRICS sei kein neutraler „Verfechter des globalen Südens“, sondern sehe sich als „Bündnis gegen den Westen“, so Peter Fabricius, Analyst des Instituts für Sicherheitsstudien (ISS) in Südafrika. Beitrittskandidaten wie der Iran oder Venezuela könnten diese Sichtweise weiter verstärken.
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