Der quasi zufällige Fund von rund 70 Waffen sowie Sprengstoff in einem Messie-Haus in Kärnten hat hohe Wellen geschlagen. Zwei Österreicher und zwei Briten - drei von ihnen sind Pensionisten - sollen außerdem eine nahezu fertige Rohrbombe gebaut haben. Ob und was sie damit vorhatten, soll im Prozess vor dem Landesgericht Klagenfurt geklärt werden.
„Im Haus befanden sich 31 Langwaffen, 17 Faustfeuerwaffen, mehrere Schalldämpfer, eineinhalb Kilo Sprengstoff, zwei Übungshandgranaten, diverse Säuren und Schwarzpulver sowie eine als Spazierstock getarnte Schusswaffe“, erklärte Rainer Dionisio von der Landespolizeidirektion kurz nach der Durchsuchung des maroden und abgelegenen Hauses in Kleindiex bei Ruden im Februar dieses Jahres.
Ein Sanitäter, der zu einem medizinischen Notfall in die kleine Gemeinde gerufen worden war, hatte die Polizei alarmiert, als er die Waffen im Haus entdeckt hatte. Dort hatten die vier Angeklagten gemeinsam gewohnt, Waffen und Sprengstoff gehortet und - geht es nach der Staatsanwaltschaft - ein Verbrechen vorbereitet. Es droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.
Sollte eine Bombe gezündet werden?
Aber worum geht es eigentlich? Allen vier Angeklagten - ein Grazer (29), eine Britin (68), ein Brite (68) und eine Tirolerin (69) - werden des illegalen Waffenbesitzes bezichtigt. Außerdem werden sie beschuldigt, eine fast fertige Rohrbombe gebaut zu haben und müssen sich deshalb nach Paragraf 175 Absatz 1 wegen der Vorbereitung eines Verbrechens durch Kernenergie, ionisierende Strahlen oder Sprengmittel verantworten.
Die Hauptangeklagte - eine 68-jährige Britin - behauptet, alle Waffen, Sprengzünder, Säuren und auch die Zutaten für die vermeintliche Bombe gehörten ihr. Dass die gefundenen Gegenstände zum Bauen einer Bombe verwendet werden sollen, streitet die Angeklagte allerdings ab. „Ich bin keine Terroristin!“ Laut ihr hatten alle Gegenstände eine andere Verwendung: Die Säuren wären zur Rostentfernung genutzt worden, die Rohrbalken als Schalldämpfer gedacht gewesen. Wie die große Menge an Sprengstoff in das Messie-Haus gekommen war, konnte sie selbst nicht erklären.
Es ist meine Aufgabe meine Mitbewohner zu beschützen, denn ich habe das entsprechende Wissen!
Angeklagte Britin (68), die in der Armee gedient hat
Angst vor Weltuntergang und Atomanschlag
Immer wieder wird im Gerichtssaal über die Angst der beiden Briten vor einem Atomanschlag durch den russischen Präsidenten Putin gesprochen. Sie hätten sich mit Gasmasken und Lebensmitteln vorbereitet. Die Erstangeklagte, die Waffen rekonstruiert und laut eigenen Angaben in der britischen Armee war, wollte ihre Mitbewohner vor einem solchen Anschlag schützen.
„Ich war naiv!“
Der Grazer und der 68-jährige Brite wollen von den Waffen nichts gewusst haben: „Ich war naiv - als ich herausgefunden habe, wie viele Waffen in meinem Haus waren, war ich schockiert“, so der Brite, der laut seiner Verteidigerin am Messie-Syndrom leidet, weshalb auch ein psychiatrisches Gutachten beantragt wurde. „Ich bin wegen einer finanziellen Notlage in das Haus gezogen, eigentlich war ich nie zu Hause!“, schwört hingegen der 29-jährige Grazer. Er ist erst wenige Wochen vor dem Polizeieinsatz dort eingezogen. Dennoch: Gegen ihn besteht ein aufrechtes Waffenverbot aufgrund einer Vorstrafe.
Manchmal haben wir mit Pistolen auf Ratten im Haus geschossen!
Aussage der Zweitangeklagten aus Tirol
Und die Tirolerin? Die hat wie die Erstangeklagte eine Waffenbesitzkarte, darf also fünf Faustfeuerwaffen besitzen - es wurden allerdings viel mehr sowie illegale Waffen sichergestellt. „Manchmal haben wir mit Pistolen auf Ratten im Haus geschossen“, erzählt die Frau. Den Bau einer Bombe bestritt sie ebenfalls.
Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Der Prozess wird vertagt, ein Urteil steht aus.
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