In der Innsbrucker ÖVP brennt es wieder einmal lichterloh. Es geht mittlerweile in einem offenen Schlagabtausch nur mehr um die Spitzenposition für die Gemeinderatswahl 2024. Ein Feuerlöscher ist weit und breit nicht in Sicht.
In der Innsbrucker Volkspartei ist wieder einmal Feuer am Dach. Was heißt wieder einmal? Es brennt dort eigentlich seit Jahren lichterloh. Nur ist weit und breit niemand zu sehen, der die lodernden Flammen löschen könnte. Zuletzt tauchte der Name Florian Tursky auf – die „Krone“ berichtete. Der im Finanzministerium angesiedelte Staatssekretär gilt als schnell aufnahme- und lernfähig, fleißig und überaus loyal zu Finanzminister Magnus Brunner. Doch was seinen Bekanntheitsgrad und seine Bürgernähe in der Landeshauptstadt betrifft, gibt es viel Luft nach oben.
Ob er der Spitzenkandidat im Kampf um den Bürgermeistersessel und vor allem im Duell mit dem amtierenden Bürgermeister Georg Willi in Innsbruck ist, daran hegen viele Zweifel. Oder wie es kürzlich ein langjähriger Beobachter der Innsbrucker Stadtpolitik auf den Punkt brachte: „Den Herrn Tursky kennt keiner und den wählt somit auch keiner!“
Meine bereits vorher bekannte Absicht, als ÖVP-Bürgermeisterkandidat bei der kommenden Gemeinderatswahl anzutreten, und deine Erwägungen dazu habe ich mit meinen Freunden besprochen.
Johannes Anzengruber
Mit offenem Brief Öl ins Feuer geschüttet
Beim Stichwort „Kennen“ hat ein anderer Name wohl die wesentlich besseren Karten in der Hand: Der jetzige 2. Vizebürgermeister Johannes Anzengruber. Lustigerweise ist er aufgrund seines Aufgabenbereiches auch zuständig für die Berufsfeuerwehr Innsbruck. Er sollte sich also mit dem Löschen von Bränden auskennen. Aber anstatt das zu tun, hat er nun mit einem offenen Brief an Landeshauptmann und ÖVP-Chef Anton Mattle ziemlich viel Öl ins Feuer geschüttet. Im Brief, der sich auf ein vertrauliches Gespräch mit Mattle bezieht, betont er: „Meine bereits vorher bekannte Absicht, als ÖVP-Bürgermeisterkandidat bei der kommenden Gemeinderatswahl anzutreten, und deine Erwägungen dazu habe ich mit meinen Freunden besprochen. Und ich bekräftige meine Absicht ein weiteres Mal. Ich werde inzwischen täglich von Innsbruckerinnen und Innsbruckern aufgefordert, als Bürgermeister zu kandidieren.“
Tursky den Fehde-Handschuh hingeworfen
Zudem will er auch Parteiobmann der Innsbrucker ÖVP werden. Anzengruber hat mit diesem Brief Tursky den Fehde-Handschuh hingeworfen, denn er fordert ein Duell. Und zwar im Zuge einer Mitgliederbefragung. Anzengruber betont dazu: „Ohne Einbindung der Basis, wie das im Übrigen bei jeder Tiroler Gemeinde der Fall ist, kann kein Parteiobmann und Spitzenkandidat einer Partei das nötige Vertrauen und die nötige Unterstützung erlangen. Die ÖVP braucht auch in Innsbruck Veränderungen, insbesondere was die Einbindung der ,einfachen Mitglieder‘ und der Stadtteile anbelangt. Da gehört es dazu, dass von unten nach oben gearbeitet und reformiert wird und nicht umgekehrt.“
Nicht die Profilierung Einzelner darf jetzt im Mittelpunkt stehen, sondern das gemeinsame Ziel, nach Jahren des Stillstandes und der Blockade mit einer breiten bürgerlichen Mehrheit echte Veränderung in Innsbruck zu erreichen.
Sebastian Kolland
„Ist kein guter Stil“
Starker Tobak also von Anzengruber, der innerhalb der Partei alles andere als Freudenschreie auslöst. „Verwundert“ zeigt sich ÖVP-Landesgeschäftsführer Sebastian Kolland über Anzengrubers Gang an die Öffentlichkeit mittels offenem Brief. „Nicht die Profilierung Einzelner darf jetzt im Mittelpunkt stehen, sondern das gemeinsame Ziel, nach Jahren des Stillstandes und der Blockade mit einer breiten bürgerlichen Mehrheit echte Veränderung in Innsbruck zu erreichen. Themen, Inhalte und Positionen stehen jetzt im Vordergrund.“ Und er zeigt sich gegenüber Anzengruber auch „verärgert“. Dass Inhalte eines vertraulich geführten Gespräches zwischen Mattle und Anzengruber in Form eines „offenen Briefes“ veröffentlicht würden, „ist kein guter Stil und leider alles andere als vertrauensbildend“.
Von Vertrauen und Aufbruch also keine Spur in der Innsbrucker VP. Eher das Gegenteil. Und das, obwohl man bei der Wahl 2018 knapp zehn Prozent verlor und auf mickrige zwölf Prozent abstürzte. Geht es weiter so zu, kratzt man wohl bald an der Einstelligkeit.
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