Als „größtes Schieneninfrastrukturprojekt der Nachkriegsgeschichte“ bezeichnen Landespolitiker die Regional-Stadtbahn, die das Mühlviertel mit der Landeshauptstadt verbinden soll. Schon jetzt ist absehbar, dass der Bau deutlich teurer wird als geplant - die Volkswirtschaft profitiere aber dennoch.
„Flapsig gesagt: Wir machen mit dem Projekt ein Geschäft.“ So fasst Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) den Inhalt einer aktuellen Studie zusammen, die er am Dienstag gemeinsam mit Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) im Landhaus präsentierte. Die 2020 vorgestellte Regional-Stadtbahn mit zwei neuen S-Bahnlinien (Verlängerung der Mühlkreisbahn und Achse Linz-Urfahr bis Pregarten, jeweils mit Durchbindung zum Linzer Hauptbahnhof) sei schlicht ein „Jahrhundertprojekt“.
Streit zwischen Linz und Land
Zuletzt hatte es aber, wie berichtet, Misstöne gegeben: Zum einen beharrt die Stadt Linz darauf, dass die beiden zusätzlich geplanten O-Bus-Linien parallel zu den Schienen der Stadtbahn verlaufen. Das will aber das Land nicht. Zum anderen hinterfragt ein kritischer Bericht des Bundesrechnungshofs das Projekt hinsichtlich Fahrgastpotenzial und Kosten-Nutzen-Rechnung. Tatsächlich werden die 2020 veranschlagten Baukosten nicht einzuhalten sein, räumte am Dienstag Studienautor Helmut Berrer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung ein.
Um ein Viertel teurer
Die alleine für den innerstädtischen Bereich anberaumten Kosten von knapp 400 Millionen Euro würden sich aus heutiger Sicht um ein Viertel erhöhen, rechnet Berrer vor. Wohl nicht zuletzt um möglichen Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen, hat das Land das Institut mit der vorliegenden Studie beauftragt - die Stelzers „flapsiger“ Analyse zugrunde liegt.
Hohe Wertschöpfung
Demnach sind durch den Bau der Regional-Stadtbahn positive Wirtschaftsimpulse zu erwarten: 83 Prozent der Gesamtinvestition würden von österreichischen Unternehmen erbracht. Damit würden pro einer Million Euro Investition alleine in Oberösterreich etwa 530.000 Euro Bruttowertschöpfung ausgelöst, 6,4 Beschäftigungsverhältnisse gesichert bzw. geschaffen sowie Löhne und Gehälter in Höhe von 300.000 Euro ausgezahlt, heißt es in der Studie. Zudem fließen pro einer Million Euro Investition 360.000 Euro an Steuern zurück an die - bundesweite - öffentliche Hand.
Regionalwirtschaftlich betrachtet ist die Stadt Linz der Hauptprofiteur, denn hier liegt nicht nur die zu erwartende Bruttowertschöpfung über dem vereinbarten Finanzierungsanteil, sondern die hier geplante Infrastruktur liegt zur Gänze im Stadtgebiet.
Helmut Berrer, Economica Institut für Wirtschaftsforschung
Linz ist größter Profiteur
Freilich: Das alles ist Zukunftsmusik. Denn bevor es in der O-Bus-Frage keine Einigung zwischen Linz und Land OÖ gibt, hält sich auch der Bund mit definitiven Finanzierungszusagen vornehm zurück. Möglicherweise beschleunigt ja die neue Studie die Beilegung des Streits. Immerhin geht die Landeshauptstadt darin als größter Profiteur hervor. Die Bruttowertschöpfung der Stadt, die sich zu 7,5 Prozent an den Baukosten beteiligt, übersteige sogar die Finanzierungskosten, sagt Berrer.
Wann geht‘s los?
Was die Umsetzung der Regional-Stadtbahn betrifft, sieht Steinkellners Verkehrsressort folgenden Zeitplan vor: Anfang 2024: Start der Einreichplanung des ersten Bauloses (Hauptbahnhof bis Universitätskliniken); Mitte 2025: Einreichen des Projekts; 2027: Setzen der ersten bauvorbereitenden Maßnahmen.
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