Positive Gefühle wie Freude und Wohlbefinden, aber auch negative Emotionen wie Stress, Wut, Ärger oder Traurigkeit beeinträchtigen das Ernährungsverhalten enorm. Im Extremfall kann das sogar eine Essstörung auslösen.
Essen und Emotionen sind untrennbar miteinander verbunden.„Die Erfahrung einer Zurückweisung beispielsweise wird oft durch Nahrungszufuhr kompensiert“, erklärte Ernährungspsychologe Prof. Dr. Christoph Klotter, Hochschule Fulda (D) beim „live talk“ des „forum. ernährung heute“. „Ursache für dieses Verhalten sind die frühe Entwicklung im Mutterleib und das Stillen, welche die Nahrungsaufnahme auch zu einer Erfahrung des Geliebtwerdens machen.“
Gemeinsamer Mittagstisch
Treffen in einer Gruppe oder mit der Familie schafft soziale Zugehörigkeit. Früher war das gemeinsame Essen kommunikativer Mittelpunkt des Tages. Heute wird eher nebenbei etwa mit dem Smartphone in der Hand oder vor dem Computer die Mahlzeit aufgenommen, womit das Essen keinen Einfluss mehr auf den Tagesablauf hat.
Viele leben heute im Überfluss
Ursprünglich waren die Menschen darauf ausgerichtet, Hunger zu bewältigen, und erst seit etwa 200 Jahren leben Personen in der westlichen Welt meist im Überfluss. „Das sorgt aber auch dafür, dass Genuss oft mit Scham verbunden wird, weil er fälschlicherweise als Form des Kontrollverlusts gesehen wird“, betonte Dr. Klotter. „Bewusst auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten (z. B. tierische Produkte), bringt ein Überlegenheitsgefühl.“ Aus solchen Formen von Selbstzwang drohen Essstörungen.
Magersüchtige möchten durch die Kontrolle über ihren Körper auch ihre Emotionen steuern. Sie ignorieren sogar Hungergefühle. Betroffene fahren die Energiezufuhr deutlich herunter und beschränken sich auf kalorienarme Lebensmittel. Es kann dadurch zu Untergewicht und lebensbedrohlichen Folgeschäden an den Organen kommen. Bei Essstörungen sollte man sich immer professionelle Begleitung holen, die mitunter über Jahre hinweg zur Seite steht. Das ist v. a. vor einem drohenden Kippen der Stimmung empfehlenswert.
Nahrungsaufnahme genetisch programmiert
Wir sind von Natur aus darauf eingestellt, so viel wie möglich zu essen, wenn Nahrung verfügbar ist, und dabei auch vorwiegend fette und süße Speisen. Dadurch kann der Körper Reserven anlegen und das Überleben sichern. Ein Verhalten, das bei dem heutigen Überangebot von Lebensmittel nicht mehr nötig ist.
Doch wie kann man das Essverhalten in eine gesunde Richtung bringen? Dr. Klotter rät zu bewusstem Genuss und mehrwöchigem Selbstexperiment mittels Ernährungstagebuch: Notiert werden Speisen, Gründe für deren Verzehr und damit verbundene Emotionen. So lassen sich innere Achtsamkeit und alternative Belohnungsformen entwickeln.
Alternativen suchen
Dabei sollte man die jeweilige Emotion aber nicht wegschieben, sondern akzeptieren und annehmen. Ist das Essen eine Form der Belohnung, kann sie durch eine angenehme Alternative ersetzt werden, etwa Bewegung an der frischen Luft, ein Gespräch mit lieben Menschen, Musikhören etc.
Hunger oder Appetit
Die Psychotherapeutin Gabriele Haselberger aus Wien verwies bei der Veranstaltung darauf, wie wichtig es ist, zwischen Hunger (Funktion des Körpers, die vor Unter- und Mangelernährung schützt) und Appetit (psychologisches Bedürfnis nach Nahrung) zu unterscheiden. Bei Zweiterem sollte man darauf achten, was vor Auftreten dieses Gefühls geschah und welche Emotionen sich dabei entwickelt haben.
Bei Problemen Hilfe suchen
Es gilt, diese Zusammenhänge zu erkennen und zu lernen, anders mit negativen Gefühlen, wie Stress, Angst, Wut und Zurückweisung, umzugehen. Dafür kann auch die Unterstützung eines Therapeuten hilfreich sein.
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