USA „nicht überrascht“
Reaktionen auf Prigoschin-Tod: Von Mörder bis Held
Nach dem Tod von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin haben sich zahlreiche Menschen vor dem ehemaligen Hauptquartier der Gruppe Wagner in der russischen Metropole St. Petersburg eingefunden, um Blumen und Kerzen niederzulegen. Aus dem Westen kommen unterdessen gemischte Reaktionen. Man sei „nicht überrascht“, hieß es aus den USA.
US-Präsident Joe Biden sagte am Abend: „Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber ich bin nicht überrascht.“ Die weißrussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, die nach Morddrohungen im Exil lebt, schrieb dazu auf Twitter: „Den Verbrecher Prigoschin wird in Belarus niemand vermissen.“ Er sei „ein Mörder“ gewesen und „sollte als solcher in Erinnerung bleiben“.
„Teufel, der sich mit dem Teufel einlässt“
„Dass Prigoschin seinen Angriff auf (Russlands Präsident Wladimir) Putin mit dem Leben bezahlen wird, davon war auszugehen“, sagte die Vorsitzende des deutschen Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland und sprach mit Blick auf Prigoschin von einem „Teufel, der sich mit dem Teufel einlässt“. Es zeige aber auch, „dass offensichtlich große Nervosität bei Putin und seinen Schergen im Kreml herrscht“.
Video soll Absturz zeigen
In den sozialen Netzwerken kursiert derzeit ein Video, das den Absturz des Privatjets, in dem sich Prigoschin, sein Stellvertreter sowie acht weitere Personen befanden, zeigen soll. Die Echtheit des Videos lässt sich derzeit nicht überprüfen.
In Russland kommt es unterdessen zu Trauerbekundungen für Prigoschin, vor der ehemaligen Wagner-Zentrale in St. Petersburg legten Menschen Blumen, Kerzen und Abzeichen der Wagner-Gruppe nieder. Die Frage, wie die Wagner-Söldner sowie Anhänger der Gruppe reagieren werden, hängt vielerorts in der Luft. So kursierten bereits auf Telegram-Kanälen Videos, in denen vermummte Wagner-Kämpfer dazu aufrufen, „den Kampf gegen Putin fortzuführen“.
„Putin hat damals Schwäche gezeigt“
Politikwissenschaftler Gerhard Mangott sagte am Mittwochabend im ORF, dass „mit größter Wahrscheinlichkeit“ Russlands Machthaber Putin dafür verantwortlich sei. „Putin hat damals (bei der Wagner-Meuterei vor zwei genau Monaten, Anm.) Schwäche gezeigt“, sagte Mangott, „und Schwäche kann sich Putin nicht leisten.“
Putin habe vor Jahren in einem Interview gesagt, er könne nicht verzeihen, wenn jemand Verrat begehe, erinnerte Mangott. „Putin hat Prigoschin am Tag der Meuterei ganz offen als Verräter bezeichnet“, ergänzte er. Dass die mutmaßliche Ermordung Prigoschins ohne Putins Zutun passierte, hält der Experte für die „sehr viel weniger wahrscheinliche Variante“.
„Unfall wäre schon ein ordentlicher Zufall“
„Ich denke, das ist auf Anordnung Putins passiert, und in der Bevölkerung wird das wahrscheinlich sehr positiv aufgenommen“, sagte Mangott weiter. Die Staatsmedien hätten zuletzt stark gegen Prigoschin berichtet und die Bevölkerung werde sich nun denken, „Putin hat dem Verräter ein Ende gemacht“. Die Unfalltheorie halte Mangott jedenfalls für „sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich, das wäre schon ein ordentlicher Zufall“.
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