Auch in dieser Woche heißt es: Vorhang auf für neue Filmgeschichten und Nervenkitzel. Es wird lustig, dramatisch und auch ein klein wenig musikalisch. Wir haben wieder die Kinohits der Woche vorab für Sie gesehen und geben Ihnen einen kurzen Einblick, ob es sich auch wirklich auszahlt ins Kino zu gehen.
„Vienna Calling“:
Austro-Pop zwischen Szenelokalen und Wiener Beislkolorit
Musikstadt Wien. Nein, damit ist hier weder Walzerseligkeit oder Arienpracht noch konzertantes Amüsement gemeint, sondern die im Untergrund, auf Kleinbühnen und in Szenelokalen beheimatete Austro-Pop-Kultur als deren Vertreter hier u. a. Der Nino aus Wien, Voodoo Jürgens, Stefanie Sargnagel oder EsraP firmieren, wobei Letztere mit „Tschuschistan“ erlebte Alltagsfolklore wiedergeben.
Die üblichen Verdächtigen, so denkt man, denn die wirklich junge Musikszene, wie etwa unter den Gürtelbögen Wiens beheimatet, findet hier keine große Bühne. Auch rockt der berühmte Wiener Schmäh nicht so richtig, und dem zwischen Bierdosen und Aschenbechern festgemachten Beislkolorit hätte ein ordentliches Durchlüften ganz gutgetan. Dass die so porträtierte Subkultur nach Noten Humus für kreatives Wirken ist, erschließt sich einem in diesem filmischen Essay, Regie: Philipp Jedike, kaum.
„Fisherman`s Friends 2“:
Komödien-Drama über einen Herrenchor
Einmal mehr laufen wir den kleinen Heimathafen des kornischen Shantychors - eine aus schrullig-rauen Seebären bestehende Folkband - an, der mit seinen vokalen Darbietungen gar die Charts stürmte. Und die Lebenssee der Fischer zeigt sich bei unserer Ankunft recht bewegt: Leadsänger Jim (James Purefoy) hat seinen Vater verloren, seine von Suff geprägte Trauerarbeit, die ihn auch recht ausfällig werden lässt, führt jedoch zu Zores mit der Plattenfirma. Pub-Besitzer Rowan (Sam Swainsbury) wiederum wird von seiner Frau vor die Türe gesetzt, und die Aufnahme eines neuen walisischen Bandmitglieds (Richard Harrington) befeuert ein nicht nur stimmgewaltiges Kräftemessen unter den Männern.
„Ach, diese Landschaftsaufnahmen“, seufzt man trunkenen Auges - und lässt sich gnadenlos einlullen. Dennoch wird in Teil 2 der Seebären-Saga inhaltlich fast zu viel Seemannsgarn gesponnen, was den bodenständigen Charme des Streifens etwas unterspült. Ein Flirt mit einer irischen Skandalrockerin (Musikerin Imelda May) soll Jim weg von der Flasche und zurück ins Leben bringen. Was amüsiert ist die tiefenentspannte Philosophie der Shantymen, nämlich: „It’s okay not to be okay!“
„Sehnsucht nach der Welt“:
Drama am Genfer See
Während ihre Freundinnen schicke Selfies aus dem Italienurlaub schicken, absolviert Margaux (Clarisse Moussa) ein Praktikum in einem Kinderheim am Genfer See. Die neue Partnerin ihres Vaters ist der 14-Jährigen suspekt, dann schon lieber jobben - und das in den Ferien! Im Heim wächst ihr die 7-jährige Halbwaise Juliette (Esin Demircan) ans Herz.
Und dann ist da noch der junge Fischer Joël (Marc Oosterhoff), der wegen eines Todesfalls aus seiner Wahlheimat Indonesien in die Gegend zurückgekehrt ist. Allen dreien ist eine schmerzlich-mutterlose Verlorenheit gemeinsam Der Blick von Regisseurin Jenna Hasse auf ihre noch kindliche Protagonistin ist ein aufmerksamer. Mit leichter Hand skizziert sie in „L’Amour du Monde“ eine Zeit der Unschuld und des Sichausprobierens, erzählt von zwischenmenschlichem Halt, von Aufbruch, Endlichkeit und Sehnsüchten und hüllt diese besonderen Momente in einen magischen, vor sommerlicher Hitze flirrenden Naturalismus.
„Ponyherz - Wild und frei“:
Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde
Groß-Hottendorf. Klingt ganz nach Kaff - für Anni (Martha Haberland) zumindest, deren Eltern hier eine Gärtnerei aufmachen wollen. Immerhin gibt’s einen Pferdehof! Mitten im Wald steht Anni plötzlich vor einem Wildpferd, das genauso eine herzförmige Blässe trägt wie die Pferdezeichnungen, die das Mädchen in einem Skizzenbuch festhält. Und irgendwie sind Anni die schönen Huftiere sowieso lieber als Menschen
Dass sich Klischees in Reiterfilmen nicht völlig ausmisten lassen, ist genrebedingt. Dennoch ist die scheue Annäherung zwischen Trotzkopf Anni und diesem Wildfang von einem Pferd eine besondere, findet Regisseur Markus Dietrich doch wirklich tierisch schöne Bilder für die Kommunikation zwischen der sympathischen Protagonistin und Ponyherz, dessen Name zugleich Verweis auf die beliebte Buchreihe ist. Und dass Dieter Hallervorden als pferdevernarrter Landgraf überspitzte Distinguiertheit versprühen darf, sorgt auch bei älteren Semestern für Schmunzler.
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