Notschlafstellen voll

Immer mehr Menschen haben kein Dach über dem Kopf

Oberösterreich
25.08.2023 07:00

Die Unterkünfte für Obdachlose sind nun sogar im Sommer zu 100 Prozent ausgelastet. Schuld dürften unter anderem die Teuerungen sein, denn viele Menschen können sich das Wohnen einfach nicht mehr leisten. Ein „Krone“-Rundruf bei den Sozialstellen im Land zeigt, wo die Probleme liegen.

„Wir sind voll!“ Ein Rundruf der „Krone“ in den Notschlafstellen und -quartieren im Land brachte zum Vorschein, was bei fast 300 Delogierungen im ersten Halbjahr 2023 naheliegend war: Immer mehr Menschen landen auf der Straße. Das bestätigt auch Christian Gaiseder, Geschäftsführer des Sozialvereins B37 in Linz, der akut wohnungslose Menschen betreut. „Unsere Notschlafstelle ist heuer erstmals auch in den warmen Monaten zu 100 Prozent ausgelastet.“ Auch die Plätze in den Notquartieren der Caritas im Innviertel sind voll. „Wir haben täglich Anfragen, die Warteliste ist lang“, sagt Remiza Traubenek, Leiterin Netzwerk Wohnungssicherung und Notquartier.

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Gerade für jene, bei denen es sich finanziell bisher gerade noch ausgegangen ist, wird es schwierig. Auch Delogierungen nehmen zu.

(Bild: B37)

Christian Gaiseder, Sozialverein B37

Trotz Job keine Wohnung
„Viele unserer Klienten im Notquartier haben einen Job. Aber hohe Schulden, gestiegene Zinsen und die Teuerungen tragen dazu bei, dass sie sich das Wohnen trotzdem nicht mehr leisten können.“ Was noch auffällt: Der Frauenanteil unter den Wohnungslosen scheint – zumindest gebietsweise – zu steigen, ebenso der Anteil jener, die eigentlich Pflegebedarf hätten. Denn Heimplätze sind Mangelware, bedürfen mindestens einer Pflegestufe vier oder höher.

Kosten für Unterstützung gestiegen
Auch Marion Eberl vom Verein Arge für Obdachlose bestätigt einen enormen Anstieg bei der Delogierungsprävention. „Wir haben seit einem Jahr sehr viele Anfragen wegen Mietrückständen“. Was dabei auffällt: „Früher waren die Rückstände niedriger, meist bis 2000 Euro, jetzt betragen sie oft 5000 Euro.“ Ebenfalls gestiegen sind die Kosten für die finanzielle Unterstützung der Klienten - rund 30 Prozent mehr vom Spendenvolumen wurden im Jahr 2022 aufgewendet. „Früher haben unsere Klienten immer Zehn-Euro-Gutscheine für Lebensmittel bekommen, wenn es knapp wurde. Mittlerweile geben wir nur mehr 20-Euro-Gutscheine aus, da man um zehn Euro kaum noch etwas bekommt“, sagt Eberl. Ähnlich die Lage in Wels: „Noch nie haben wir so viele Lebensmittelpakete ausgegeben, wie heuer und auch der Ansturm auf unser Tageszentrum ist so hoch wie nie“, weiß Bettina Reichhold vom Sozialen Wohnservice Wels.

Angst ständiger Begleiter
Wer auf der Straße landet, ist Übergriffen oft schutzlos ausgeliefert, wie die Messerattacken eines bisher unbekannten Serientäters auf drei Obdachlose in Wien zeigen – zwei starben an den schweren Verletzungen. Dieser Fall ist auch in der Linzer Szene Thema, wie Christian Gaiseder bestätigt. „Unsere Streetworker haben sich umgehört, die Obdachlosen kennen den Wiener Fall, es ist ihnen nicht egal. Aber sie fürchten sich deshalb nicht mehr als vorher.“ Denn Übergriffe passieren in Oberösterreich immer wieder. „Die Menschen werden angestänkert, beraubt oder körperlich attackiert“, sagt Gaiseder. Deshalb ist das Busterminal beim Linzer Bahnhof so ein beliebter Schlafplatz. „Die verglasten Kojen bieten Schutz und Sicherheit, die Menschen dort helfen einander gegenseitig.“

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