„Schwere Fehler“

Putin richtet Prigoschins Familie sein Beileid aus

Ausland
24.08.2023 18:17

Während viele noch rätseln, ob sich der Gründer der Kampfgruppe Wagner tatsächlich an Bord der abgestürzten Unglücksmaschine befunden hat, macht Russlands Präsident Nägel mit Köpfen. Er kondolierte am Donnerstag der Familie des mutmaßlich bei einem Flugzeug-Absturz getöteten Wagner-Chefs - und bestätigte damit indirekt sein Ableben.

„Er war ein Mann mit einem schwierigen Schicksal, er hat in seinem Leben einige schwere Fehler gemacht“, erklärte Putin, vor allem mit Blick auf den Aufstand des Wagner-Chefs vor rund zwei Monaten - seither galt Prigoschin als Verräter. „Er hat sowohl für sich selbst als auch für eine gemeinsame Anstrengung, um die ich ihn in den letzten Monaten gebeten hatte, notwendige Ergebnisse erzielt“, zeigte er aber zeitgleich seine Wertschätzung.

Er habe Prigoschin seit den 1990er Jahren gekannt und ihn als „talentierten Geschäftsmann“ geschätzt, sagte Putin über seinen vormaligen Vertrauten und Mitstreiter. Seine Anteilnahme gelte aber auch den Angehörigen der anderen bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen neun Personen, erklärte er weiter.

Putin würdigte Prigoschin als „talentierten Geschäftsmann“. (Bild: AP/Sputnik/Mikhail Klimentyev)
Putin würdigte Prigoschin als „talentierten Geschäftsmann“.

„Sehen, was die Ermittler herausfinden“
Man werde sehen, was die Ermittler herausfänden, sagte Putin. Dies könne dauern. Unterdessen nahmen die russischen Behörden ihre Ermittlungen auf. Einflussreiche Kreml-Unterstützer glauben an ein Attentat. Die USA gehen Insidern zufolge von einem Abschuss des Flugzeugs aus.

Das für schwere Straftaten zuständige Untersuchungskomitee erklärte am Donnerstag, wegen „Verstoßes gegen die Sicherheitsvorschriften im Luftverkehr“ zu ermitteln. Das Komitee schickte demnach ein Ermittlerteam an die Absturzstelle.

Biden sieht Putin hinter Absturz
US-Präsident Joe Biden sagte: „Ich weiß nicht genau, was passiert ist. (...) In Russland passiert nicht viel, hinter dem Putin nicht steht.“ Die EU wollte den Vorfall vorerst nicht kommentieren. Man habe die Berichte über den Flugzeugabsturz gesehen, aber die Informationen ließen sich nur sehr schwer verifizieren, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes am Donnerstag. „Kaum etwas, was in diesen Tagen aus Russland kommt, ist glaubwürdig.“

Schallenberg „nicht überrascht“
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich „nicht überrascht“ über den mutmaßlichen Tod Prigoschins. „Es ist eigentlich nicht überraschend, dass das geschehen ist“, sagte Schallenberg Mittwochabend in der ZiB2 des ORF. Bereits in der Vergangenheit hätten Personen, die Handlungen oder Äußerungen setzten, die „Putin nicht zu Gesicht stehen“, dann „rasch eine verkürzte Lebenszeit“ gehabt.

Wilde Theorien über „Inszenierung“
Die Putin-Verbündete und Chefin des staatlichen Medienunternehmens RT, Margarita Simonjan, schien zu vermuten, dass es sich um ein Attentat gehandelt haben könnte. Zu Gerüchten im Internet, es könne ein Verschwinden Prigoschins „inszeniert“ worden sein, sagte sie in Onlinemedien: „Aber ich persönlich neige zu der offensichtlicheren Variante.“

Das Flugzeug war am frühen Mittwochabend in der russischen Region Twer abgestürzt. Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums überlebte keiner der zehn Insassen. Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiatsija bestätigte, dass sich Prigoschin an Bord des Flugzeugs auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg befunden habe.

Auch Prigoschins rechte Hand an Bord? 
Über die anderen Passagiere war zunächst nur wenig bekannt, russischen Medien zufolge waren die meisten Wagner-Söldner. Unter den mutmaßlichen Toten war den Angaben von Rosawiatsija zufolge auch Prigoschins rechte Hand, Dmitri Utkin. Von den Behörden hieß es, bei dem nahe des Dorfes Kuschenkino abgestürzten Flugzeug habe es sich um einen Privatjet vom Typ Embraer Legacy gehandelt.

Auf mehreren mit der Wagner-Gruppe in Verbindung stehenden Kanälen des Onlinedienstes Telegram wurden angebliche Videos des Absturzes verbreitet, deren Echtheit die Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht verifizieren konnte. Sie zeigten brennende Trümmer auf einem Feld oder ein vom Himmel fallendes Flugzeug.

USA gehen von Abschuss aus
Die USA gehen unterdessen Insidern zufolge davon aus, dass die Prigoschin-Maschine durch eine Luftabwehr-Rakete abgeschossen wurde. Die Rakete sei demnach innerhalb Russlands abgefeuert worden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus US-Kreisen. Das russische Online-Medium Basa berichtete indes über den Verdacht, eine Explosion habe zum Absturz des Flugzeugs geführt. Demnach verfolgen die Ermittler die Theorie, dass ein oder zwei Bomben an Bord des Flugzeuges waren. Das nicht-staatliche Magazin hat üblicherweise gute Kontakte in Sicherheitskreise.

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