Kuriose BM-Wahl
Spannend wird in Jerzens nur die Wahlbeteiligung
Nach der (nicht ganz) freiwilligen Selbstauflösung des Gemeinderates in Jerzens wird am Sonntag neu gewählt. Eine Formsache, denn sowohl Liste als auch der BM-Kandidat sind konkurrenzlos. Dieser bittet allerdings: „Geht trotzdem zur Wahl!“
Das für Sonntag prognostizierte Schlechtwetter spielt vor allem der (künftigen) Jerzener Gemeindeführung in die Karten. Die werden mit der unplanmäßigen Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl dorfpolitisch neu gemischt. Allerdings steht der Sieger schon fest. Also ein abgekartetes Spiel, in dem nur die Wahlbeteiligung verdeckt im Talon steckt.
Selbstauflösung als einziger Ausweg
Aber vom Anfang an: Mit klarer Mehrheit wurde Amtsleiter Mathias Plattner bei den Wahlen 2022 von den Jerznern auf den Bürgermeistersessel gehievt. Plattner wurde jedoch im Jänner arbeitsunfähig. Man wusste, der Krankenstand würde länger dauern. Die Vizebürgermeisterin sah sich als berufstätige Mutter den Aufgaben zeitlich nicht gewachsen, so wurde der 25-jährige Jurastudent und Gemeindevorstand Johannes Reinstadler im März zum Vize gewählt. „Wir baten dann Mathias, das Bürgermeisteramt abzugeben und nach Krankheitsende als Amtsleiter wieder zurückzukehren“, weiß Reinstadler, „doch das wollte er nicht. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Selbstauflösung des Gemeinderates im Mai, um Neuwahlen zu erzwingen“. Der junge Vize führte die Amtsgeschäfte weiter, Andreas Huter, Leiter der Gemeindeabteilung in der BH Imst, wurde als Amtsverwalter eingesetzt.
Der jüngste Dorfchef, aber keine Frau im Gemeinderat
„Bis zur konstituierenden Sitzung am 14. September werde ich noch mehrmals wöchentlich ins Pitztal fahren“, so Huter, der beim „Krone“-Besuch zufällig „Jerzens-Tag“ hatte, „bisher lief alles ohne Probleme ab“. Doch vorher die Wahl am kommenden Sonntag! Die formelle Wahl, denn der Ausgang steht jetzt schon fest: Johannes Reinstadler ist der einzige Kandidat für den Dorfchef und die einzige Liste ist eine Fusion der früheren drei Gruppierungen. Man ist sich also einig. „Es wird einen jungen Gemeinderat geben und fünf neue“, freut sich der jüngste Tiroler Dorfprimus in Spe, „leider ohne weiblicher Beteiligung. Ich habe ungefähr 60 Frauen erfolglos angesprochen“.
„Weiß nicht, wie es mit der Amtleitung weitergeht“
Man freut sich in Jerzens auf eine ruhige, konstruktive Zusammenarbeit. „Wir haben seit Februar nie gestritten“, sagt Reinstadler, der nach Ingo Mayr der zweite SPÖ-Bürgermeister im Bezirk wird. „Den Vorsitz der jungen Generation der SPÖ Tirol werde ich abgeben.“ Er habe aber eine große Bitte an die 770 Wahlberechtigten: „Bitte Leute, geht’s trotzdem wählen, damit wir einer eventuellen blöden Nachrede vorbeugen.“ Und was ist mit Amtsleiter Plattner? Reinstadler: „Er ist immer noch im Krankenstand, schauen wir, was danach passiert. Ich weiß es nicht.“ Was der Jungpolitiker, der in absehbarer Zeit Herr Magister sein wird, gewiss weiß: „Wir werden nicht mit Schreiduellen, sondern mit unpersonalisierter, sachlicher Lösungskompetenz die Geschicke der Gemeinde führen.“
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