Nachdem Spaniens Fußball-Verbandschef Luis Rubiales Jennifer Hermoso beim Gewinn der Frauen-Weltmeisterschaft ohne deren Zustimmung auf den Mund geküsst hatte, hat die FIFA nun Konsequenzen gezogen und den 46-Jährigen suspendiert.
„Der Präsident der FIFA-Disziplinarkommission, Jorge Ivan Palacio (Kolumbien), hat heute unter Nutzung der in Artikel 51 des FIFA-Disziplinarreglements (CDF) gewährten Befugnisse zugestimmt, Herrn Luis Rubiales vorläufig von allen fußballbezogenen Aktivitäten zu suspendieren nationaler und internationaler Ebene. Diese Sperre, die ab heute wirksam wird, gilt zunächst für einen Zeitraum von neunzig Tagen und so lange, bis das von dieser Disziplinarkommission am Donnerstag, dem 24. August, eingeleitete Disziplinarverfahren gegen Herrn Luis Rubiales abgeschlossen ist“, veröffentlicher der Weltverband in einer Erklärung. Zudem wurde Rubiales verboten, Kontakt mit Hermoso aufzunehmen oder dies zu versuchen.
Kontaktaufnahme verboten
Gleichzeitig ordnete der Weltverband an, dass Rubiales weder persönlich noch durch eine dritte Person Kontakt zu Hermoso oder ihrem direkten Umfeld aufnehmen darf. Gleiches gelte auch für den Verband RFEF und dessen Funktionäre sowie Mitarbeiter. Rubiales hatte Hermoso nach dem 1:0-Sieg im WM-Finale gegen England am vergangenen Sonntag in Sydney bei der Siegerehrung mit beiden Händen am Kopf gehalten und auf den Mund geküsst.
Hermoso selbst reagierte am Freitag auf Rubiales‘ Rücktritts-Verweigerung mit einer ausführlichen Stellungnahme, die deutlicher kaum hätte sein können. „Ich habe mich verletzlich und als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe. Einfach ausgedrückt, ich wurde nicht respektiert“, schrieb die 33-Jährige in einer auf den sozialen Netzwerken Instagram und X, früher Twitter, verbreiteten Erklärung.
Streik der Spielerinnen
Kurz zuvor hatten bereits alle Spielerinnen des spanischen Teams verkündet, sie würden so lange nicht mehr antreten, wie Rubiales noch im Amt sei. „Nach allem, was bei der Frauen-Weltmeisterschaft passiert ist, wollen wir klarstellen, dass alle unterzeichnenden Spielerinnen nicht in der Nationalelf antreten werden, wenn die aktuelle Führungsriege im Amt bleibt“, stand in der auf X veröffentlichten Erklärung der Spielerinnengewerkschaft Futpro, die von 81 Fußballspielerinnen unterzeichnet war.
Nach allem, was bei der Frauen-Weltmeisterschaft passiert ist, wollen wir klarstellen, dass alle unterzeichnenden Spielerinnen nicht in der Nationalelf antreten werden, wenn die aktuelle Führungsriege im Amt bleibt.
Spielerinnengewerkschaft Futpro
Auch die spanische Regierung stellte sich gegen den 46-jährigen Rubiales. Sie werde alles tun, was „in ihrer Macht steht“, damit Rubiales sein Amt verliert, sagte Spaniens geschäftsführende Vize-Regierungschefin Teresa Ribera der Nachrichtenagentur Europa Press. Sportminister Miquel Iceta bekräftigte, dass sich die Regierung um eine rasche Entfernung von Rubiales aus dem Amt bemühe. „Soweit es von uns abhängt, sind es die letzten Stunden von Rubiales“, sagte er der Zeitung „El País“.
„Nicht getan, was er hätte tun sollen“
Die oberste spanische Sportbehörde CSD beantragte beim nationalen Sportgerichtshof Tad die Suspendierung von Rubiales. „Herr Rubiales hat in seiner Reaktion enttäuscht, er hat nicht getan, was er hätte tun sollen“, sagte CSD-Chef Víctor Francos.
Der spanische Fußballverband RFEF bezichtigte Hermoso indes der Lüge und drohte ihr rechtliche Schritte an. Der RFEF bezeichnete in einer Erklärung aus der Nacht zum Samstag die Darstellung von Hermoso, der Kuss des umstrittenen Präsidenten Luis Rubiales auf ihren Mund bei der Siegerehrung in Sydney sei nicht in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, als Lüge.
Rubiales das Opfer?
Um dies zu untermauern, veröffentlichte der Verband vier Fotos, die belegen sollten, Hermoso habe Rubiales im Überschwang des Jubels hochgehoben, ihn an sich gezogen und dem Kuss zugestimmt. Auch Rubiales selbst hatte sich bei einer Rede vor der außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes am Freitag in Madrid als Opfer dargestellt und den von vielen geforderten Rücktritt verweigert.
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