Fukushima-Kühlwasser
Hamsterkäufe in China: Salz vielerorts ausverkauft
Seit Donnerstag wird stark gefiltertes und verdünntes Kühlwasser aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima in das Meer vor Japans Küste geleitet. Die Entscheidung hatte Proteste in Japan und den Nachbarländern ausgelöst und China dazu veranlasst, die Einfuhr von Meeresfrüchten aus Japan zu verbieten. Warnungen chinesischer Behörden haben auch zu einer Massenhysterie im Land geführt. Geschäfte werden vor allem wegen Kochsalz gestürmt.
Aufnahmen in sozialen Medien zeigen, wie Kunden kiloweise Salz in ihre Einkaufswagen laden oder sich um das letzte verfügbare Packerl streiten. Vielerorts findet man nur mehr leere Regale vor.
Japan: Konzentration von Tritium unterhalb Nachweisgrenze
Sowohl die japanischen Behörden als auch die Internationale Atomenergieorganisation (IAEA) betonen, dass die Einleitung des aufbereiteten Kühlwassers zu keiner gesundheitsschädlichen Verschmutzung des Meeres kommt. Wie das japanische Umweltministerium am Sonntag mitteilte, wurden Wasserproben an elf Stellen rund um die Anlage entnommen und getestet. Die Tests hätten eine Konzentration des radioaktiven Isotops Tritium unterhalb der unteren Nachweisgrenze - sieben bis acht Becquerel Tritium pro Liter - ergeben.
Doch all dem schenkt die chinesische Regierung keinen Glauben und warnt die Bevölkerung vor dem verstrahlten Kühlwasser. Laut der renommierten Pekinger Tsinghua-Universität braucht das verunreinigte Wasser rund 240 Tage, um die chinesische Küste zu erreichen. In Fischen und Meeresfrüchten, die nach China importiert werden, befinde sich das strahlende Tritium bereits jetzt. Aus diesem Grund sind bis auf Weiteres alle Importe von Fisch und Meeresfrüchten aus Japan gestoppt worden.
Anti-japanische Propaganda
Dass der Gehalt von Tritium im Wasser äußerst gering ist bzw. die Einleitung von Kühl- in Meerwasser eine gängige Praxis auch in anderen Staaten ist, wird in den chinesischen Nachrichten allerdings verschwiegen. Man kann die Berichterstattung also auch als anti-japanische Propaganda betrachten. Diese wirkt offenbar auch.
Einerseits haben große Teile der chinesischen Bevölkerung Angst davor, dass bald aus dem Meer gewonnenes Salz radioaktiv verseucht sein könnte. Außerdem glauben viele Menschen, dass jodiertes Salz vor Strahlenkrankheiten schützt. Bereits im Jahr 2011, als es nach einem Erdbeben und einem Tsunami in drei der sechs Fukushima-Reaktoren zu einer Kernschmelze kam, gab es massenhaft Salz-Käufe in China.
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