Am Montag endete der wegen Personalmangel ausgerufene Notbetrieb auf der Lungenabteilung im Steyrer Spital. Der Befund Überlastung gilt derzeit generell für das Gesundheitswesen im Land - hauptbetroffen sind die Älteren. Die zuständige Landespolitikerin macht auch die Patienten dafür verantwortlich.
Zwei Wochen lang gab es auf der Pneumologie im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum in Steyr nur eine eingeschränkte Versorgung. Wie berichtet, konnten unter anderem keine Patienten über Nacht stationär aufgenommen werden. Seit Montag laufe alles wieder normal, heißt es aus dem Spital. Der Notbetrieb auf der Lungenabteilung steht aber nur symptomatisch für ein schon seit längerem angeschlagenes Gesundheitsversorgungssystem in Oberösterreich.
Fatale Situation für Senioren
Darauf macht nun auch der Pensionistenverband OÖ (PVOÖ) eindringlich aufmerksam. Am Montag wurden in Linz die Ergebnisse einer großen Befragung von Experten aus dem Gesundheitsbereich sowie Mitgliedern und Funktionären aus dem PVOÖ präsentiert. Fazit: Die Krankenhäuser seien in einem „katastrophalen“ Zustand, wie PVOÖ-Präsidentin Birgit Gerstorfer ausführte. Vor allem für die ältere Generation, die das Gesundheitssystem verstärkt in Anspruch nehmen müsse, habe sich die Situation in den vergangenen Monaten noch einmal zugespitzt.
Die Entwicklungen der letzten Monate haben zu einer nochmaligen Zuspitzung der Situation für die von uns vertretenen Mitglieder geführt.
Birgit Gerstorfer, Präsidentin Pensionistenverband OÖ
Lange To-do-Liste
Konkret habe die Befragung neben der angespannten Situation der Spitäler unter anderem folgende Problemfelder offengelegt: die geschwächte Position der Kassen- gegenüber den Wahlärzten, die Rolle der Hausärzte, mangelnde Zusammenarbeit zwischen Spitälern/Ambulanzen und niedergelassenem Bereich, schleppender Ausbau der Primärversorgungszentren, inadäquate und mangelhafte Kommunikation mit Patienten.
Der Hausarzt ist und bleibt erster Ansprechpartner.
Christine Haberlander (ÖVP), LH-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin
Eine To-do-Liste, die nicht zuletzt an die zuständige LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) adressiert ist. Diese hat zuletzt gegenüber der „Krone“ auch den Patienten selbst mit schuld an der Spitalsmisere gegeben - weil diese die Krankenhäuser als „Auffangbecken für alle medizinischen Versorgungen“ gebrauchen würden. Sie ortet zwar eine Versorgungslücke im niedergelassenen Bereich, meint aber: „Der Hausarzt ist und bleibt der erste Ansprechpartner.“
„Verhöhnung“ der Patienten
Diese Aussagen empfindet SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder als „Verhöhnung“. Weder die Patienten noch die für die Hausärzte zuständige Gesundheitskasse seien an der prekären Lage schuld. Vielmehr hätten die Landeskrankenhäuser in der Vergangenheit insbesondere in der Allgemeinmedizin zu wenige Praxisplätze angeboten. Jetzt, da es weniger Studierende gibt, könnten die zur Verfügung stehenden Praxisplätze wiederum nicht aufgefüllt werden - auch deshalb, weil die Bezahlung wenig attraktiv sei: „Oberösterreich zahlt im Klinischen Praktischen Jahr den Auszubildenden lediglich 650 Euro, sie bekommen also am Ende ihrer Ausbildung weniger als etwa ein Koch- oder Technikerlehrling im 3. Lehrjahr im gleichen Krankenhaus“, argumentiert Binder.
„Ständig an der Grenze des Zumutbaren“
Zudem befinde sich die Personalplanung in den Spitälern seit längerem „ständig an der Grenze des Zumutbaren“, kritisiert Binder: „Ambulanzen werden nur notdürftig und als Anhängsel von bettenführenden Stationen organisiert, was die Krankenhaushäufigkeit natürlich erhöht.“ Er fordere Haberlander auf, zu handeln und „nicht mit dem Finger auf Patienten und Gesundheitskasse zu zeigen“.
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