Laut einer französisch-österreichischen Studie zum Klimawandel, bei der unterschiedliche Zunahmen der Durchschnittstemperatur simuliert worden sind, könnten bei einer Erhöhung um vier Grad Celsius 98 Prozent der Skigebiete Europas von einem Schneemangel betroffen sein. Bei einer Erhöhung um lediglich zwei Grad Celsius wären immer noch 53 Prozent betroffen. Österreich ist aber laut den Forschern besser vorbereitet als manche anderen Länder.
Europa ist der größte Skitourismusmarkt der Welt, mit rund 50 Prozent aller Skigebiete weltweit und mehr als 80 Prozent der weltweiten Skigebiete, die mehr als eine Million Skifahrer pro Jahr besuchen. Die Skitourismusbranche spielt daher in vielen europäischen Bergregionen eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Doch der Rückgang der Schneedecke infolge des Klimawandels beeinträchtigt die Skigebiete auf dem gesamten Kontinent und führt zu einem dramatischen Anstieg der Tage, an denen Skifahren nicht möglich ist. Daher greifen Skigebiete zunehmend auf Beschneiung zurück. Allerdings ist deren Wirksamkeit sehr unterschiedlich und ihr Einsatz in Berggebieten umstritten.
2234 Skigebiete in 28 europäischen Ländern analysiert
In ihrer Studie zeigen Hugues François vom französischen Institute for Agriculture, Food and Environment und Franz Prettenthaler von Joanneum Research in Graz in Kooperation mit der Universität Grenoble Alpes und dem Meteo France, wie stark einzelne Regionen vom Klimawandel betroffen sind. Dazu wurden 2234 Skigebiete von 28 europäischen Ländern analysiert und auch das Potenzial und die Auswirkungen der künstlichen Beschneiung unter die Lupe genommen.
Dabei stießen sie auch auf große regionale Unterschiede: Während in zumindest in einigen wenigen Skigebieten in Österreich, der Schweiz, Frankreich und in den nordischen Ländern selbst bei vier Grad Erwärmung noch Skisport möglich sein würde, sieht es für andere Gebiete wie etwa den Apenninen in Italien, den iberischen Bergen oder auch in Großbritannien „schon sehr viel früher sehr schlecht aus“, so der Grazer Wissenschaftler im APA-Gespräch.
Wie wirkt sich Beschneiung aus?
Die Forscher haben neben dem natürlichen Niederschlag aber auch den Faktor Beschneiung berechnet: Wenn die Hälfte der Fläche der Skigebiete beschneit werden können, verringert sich der Prozentsatz des Risikos zwar, aber immer noch sind bei einem Plus von zwei Grad Celsius 27 Prozent der europäischen Skigebiete und bei vier Grad Celsius 71 Prozent von einem sehr hohen Schneemangel-Risiko betroffen.
Die Erzeugung von Kunstschnee erhöht allerdings auch den Bedarf an Wasser und Strom und bringt damit zusätzliche CO2-Emissionen mit sich, die die globale Erwärmung wohl weiter antreiben. Außerdem ist eine Beschneiungsanlage noch keine Garantie dafür, dass diese bei Bedarf eingesetzt werden kann - beispielsweise wenn die Temperaturen zu hoch sind, und genau dieser Effekt wurde erstmals flächendeckend mitberücksichtigt. Insgesamt bleibe der Beitrag zu den CO2-Emissionen durch Beschneiung nur ein relativ kleiner im gesamten Wintertourismus. Beherbergung und Anreise stoßen weit mehr Emissionen aus.
Die ersten Opfer des Klimawandels
Der Grazer Forscher geht davon aus, dass sich Beschneiung daher wirtschaftlich noch sehr lange rentieren wird, ob das auch ökologisch so lange sinnvoll ist, sei zu diskutieren. Er sieht außerdem bereits erste Opfer des bisherigen Klimawandels, denn viele kleine Skigebiete ohne Beschneiung hätten bereits den Betrieb eingestellt.
Da in Österreich relativ früh auf Beschneiung gesetzt worden sei, hätte man einige Gebiete retten können, so Prettenthaler. In diesen sei man auf die Steigerung um zwei Grad Celsius vorbereitet. Die Autoren betonen zwar, dass die Vorhersagen zur Beschneiung auf vereinfachten Annahmen basieren und ihre Ergebnisse nicht als endgültig angesehen werden sollten. Dennoch bieten sie Möglichkeiten, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Skitourismusbranche besser zu berücksichtigen.
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