Nimmt Kreml-Chef teil?
Jetzt sorgt Prigoschins Begräbnis für Wirbel
Wladimir Putin würde seinen einstigen Günstling und zuletzt erbitterten Kontrahenten Jewgeni Prigoschin wohl lieber schnell in Vergessenheit geraten sehen. Doch auch nach seinem Tod sorgt der Söldnerchef für Wirbel. Denn selbst in Russland werden nun Stimmen laut, die zumindest Details zur Beerdigung Prigoschins verlangen. Und Putin könnte in die missliche Lage kommen, seinem Kontrahenten die letzte Ehre erweisen zu müssen ...
Noch hüllt sich der Kreml in Schweigen, was das Begräbnis von Wagner-Chef Prigoschin angeht. „Ich habe noch keine Informationen über die Beerdigung“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag laut Agentur Interfax vor Journalisten, die nach der Beisetzung der insgesamt zehn Opfer des Flugzeugabsturzes vom vergangenen Mittwoch fragten. „Sobald eine Entscheidung gefallen ist, wird sie vermutlich öffentlich gemacht werden“, fügte Peskow hinzu.
Selbst in Russland glaubt man nicht an einen Unfall
Das Flugzeug, das nach Angaben russischer Behörden Prigoschin an Bord hatte, war etwa auf halber Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg im Gebiet Twer abgestürzt. Offiziell ist die Absturzursache noch nicht geklärt. Allerdings gehen weite Teile der russischen Öffentlichkeit wie auch westliche Regierungen davon aus, dass der Privatjet des Wagner-Chefs gezielt zum Absturz gebracht wurde.
Es kursieren weiterhin die Versionen, dass ein Sprengsatz an Bord oder womöglich auch eine versehentlich gezündete Granate die Embraer zum Absturz gebracht haben könnte. Oder war es doch ein gezielter Anschlag mit einer Flugabwehrrakete?
Wagner-Chef hatte viele Feinde
Klar ist nur, dass Prigoschin sehr viele Feinde hatte - und sich mit seinem Aufstand gegen die russische Militärführung am 23./24. Juni Kremlchef Wladimir Putin zum mächtigsten Gegner machte. Auch Tage nach dem Absturz der Maschine geht die Mehrheit der politischen Beobachterinnen und Beobachter davon aus, dass vor allem Putin ein Interesse daran hatte, den scharfen Kritiker der russischen Kriegsführung in der Ukraine aus dem Weg zu räumen. Putin selbst trat noch nach und warf seinem früheren Vertrauten noch nach dessen Ende „schwere Fehler“ vor.
Der Kreml weist zurück, etwas mit dem Tod Prigoschins und der anderen sechs Angehörigen der Privatarmee Wagner sowie der drei Besatzungsmitglieder des Flugzeuges zu tun zu haben. In Kommentaren unabhängiger russischer Medien ist dennoch immer wieder von einer „kaltblütigen, öffentlichen Hinrichtung“ die Rede. Dass Prigoschin mit Wagner-Kommandant Dmitri Utkin und anderen wichtigen Vertretern in einem Flugzeug saß und nicht separat reiste, erklären einige Beobachterinnen und Beobachter damit, dass sich der Geschäftsmann für „unantastbar“ gehalten und sich damit in seiner Stellung selbst überschätzt habe. Das habe ihn unvorsichtig gemacht.
„Züge eines Mafia-Staates“
Ein für Diktaturen typisches Bestrafungsmuster und sogar „Züge eines Mafia-Staates“ sieht der russische politische Analyst Alexander Baunow bei der US-Denkfabrik Carnegie. Es sei schon unter Sowjetdiktator Josef Stalin üblich gewesen, sich noch einmal „dem Feind/Verräter vor der Vernichtung anzunähern“ und den Anschein zu erwecken, dass alles vergeben sei. Putin hatte sich nach Prigoschins Aufstand noch mit ihm und Wagner-Kommandanten im Kreml getroffen.
„Das ist wie in Filmen über die Mafia, die feindlichen Gruppen und ihre Bosse kommen zusammen, um dann aufeinander zu schießen“, schrieb Baunow. Putin halte sich seit 24 Jahren auch deshalb an der Macht, weil er immer wieder jede Bedrohung ausgeschaltet habe.
Muss Putin zur Beerdigung Prigoschins?
Die Frage, ob Russlands Präsident Wladimir Putin zur Beerdigung kommen werde, beantwortete Kremlsprecher Peskow jedenfalls nicht. Gerätselt wird auch darüber, wie groß das Begräbnis ausfallen wird, das laut russisch-orthodoxer Tradition eigentlich schon wenige Tage nach dem Tod hätte erfolgen müssen. Prigoschin war einst mit dem Orden „Held Russlands“ ausgezeichnet worden.
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